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Materialgestütztes Schreiben - Referat
Im Jahr 2013 entbrannte bei der Online-Zeitung „Huffington Post“ die Diskussion, ob Beiträge von Lesern nur unter Verwendung ihres Klarnamens veröffentlicht werden sollten. Die Chefredakteurin versprach sich davon eine Verbesserung der Debattenkultur ohne Verleumdung und Beschimpfung in den Foren. Aber ist das Problem wirklich so zu bewältigen?
Im Folgenden wird unter Heranziehung verschiedener Materialien erörtert, ob sich die Internetbenutzer besser an geltende Normen halten, wenn eine Klarnamen-Pflicht bestehen würde.
Viele User sind der Meinung, dass sie im Internet rechtlich geschützt sind und geltende Gesetze im Internet keinen Bestand haben, jedoch liegen sie damit falsch. Walter Brenner thematisiert in seinem Artikel „Gegen Shitstorm –Zwang zu Klarnamen im Internet ist notwendig“ genau diese falsche und herkömmliche Meinung, dass das Internet die Täter durch Pseudonyme schützt. Doch nach Walter Brenners Überzeugung sei es wichtig, dass in der virtuellen Welt genau die gleichen Regeln gelten müssten, wie in der realen Welt und diese auch durchgesetzt werden müssten. Auch wenn die selbsternannten „Internetexperten“ auf ihre „informationelle Selbstbestimmung“ und auf ihre „Meinungsfreiheit“ beruhen und sofort eine „Verfolgung von politisch Andersdenkender“ befürchten, müssen auch im Internet die Menschenrechte gewahrt werden. „Was du nicht willst, das man Dir tut, das füge auch keinem anderen zu“(Z.30-31), so beschreibt Walter Brenner seine Sichtweise, des Weiteren ist er fest davon überzeugt, dass auch ohne Anonymität „Google und Co.“ alles über einen selbst wüssten.
Befürworter dieses Verbotes ziehen oft das Argument heran, dass Nutzer durch ihren Klarnamen keine abfälligen Kommentare schreiben und durch ihre wahre Identität von Pöbeleien abgeschreckt werde, jedoch hat ein Pilotprojekt in Südkorea klar das Gegenteil gezeigt. Im Jahr 2007 führt die Kommunikationskommission eine Klarnamen-Pflicht für alle Nutzer von Internetseiten ein, welche sich per Ausweis oder Kreditkartenummern identifizieren mussten. Die Initiatoren versprachen sich einen klaren Rückgang von unpassenden und beleidigenden Äußerungen, jedoch bewahrheitete sich dies nicht. Nach nur vier Jahren zog die Regierung Bilanz und stellte fest, dass sich die Zahl der ausfälligen Äußerungen nur um 0,9% reduziert hat. Außerdem erwies sich die Verifizierung als großer Schwachpunkt, denn es konnten so über 35 Millionen persönliche Daten der Nutzer gestohlen werden. Einer dieser Kritiker der Klarnamen-Pflicht ist Maik Werther, welcher in seinem Artikel deutlich herüberbringt, dass „Hass keinen Namen“ bräuchte. Maik Werther ist außerdem davon überzeugt, dass ein Kommentarschreiber, welcher im Internet unter Pseudonymen schreibt nicht zwangsläufig anonym sei und er aber mit dieser Pseudonymität eine alternative Identität kreiere. Die Diskussionsplattform „Disqus“ stellte in einer Studie fest, dass genau diese alternativen Identitäten eine lebhafte und qualitative sowie quantitative Diskussion voranbringen. Jedoch gesteht Maik Werther sich selbst ein, dass die komplette Anonymität im Netz zu sogenannten Trollen führe, welche ein destruktives Verhalten aufwiesen, als Folge der vermeintlichen Straflosigkeit in Foren. Er befürchte, dass durch eine Klarnamen-Pflicht den Trollen ein neuer Angriffspunkt offeriert würde. Er sieht die Klarnamen-Pflicht nicht als Allheilmittel der Probleme im Netz, denn „Wer im realen Leben seinen Alltagshass auf andere projiziert […], wird ein Klarname nicht abhalten, auch im Internet laut, aggressiv, ja pöbelnd aufzutreten“(Z.56-58), so Maik Werther. Auch die Grafik über die „Häufigkeit von beleidigenden Postings nach User-Typen“ von Ingrid Brodnig bestätigt dies. Zwar posten Nutzer mit Pseudonym häufiger abfällige Äußerungen (13,5%), jedoch dicht gefolgt von den Usern mit Klarnamen (12%). Das zeigt dass sich Personen mit dem richtigen Namen den Konsequenzen von Beleidigungen zwar bewusst sind, sie aber nicht so zurückhaltend agieren wie oft angenommen. Ingrid Brodnig berichtet in ihrem Artikel „Wie die Anonymität im Internet unsere Gesellschaft verändert“ über ein Interview mit einem anonymen User. Dieser Nutzer der „Unsichtbarkeit“ ist voller Begeisterung davon überzeugt, dass sobald „[Man nichts über die Person weiß], nur das Argument zählt.“(Z. 24-25). Für ihn spielt in Foren die Hautfarbe, Religion und Herkunft keine Rolle. Es seien alle Nutzer gleich, so der User. Bewiesen ist das es im Netz weniger Barrieren im sozialen Bereich gibt, jedoch ob diese komplett überwunden seien ist zu bezweifeln. Zwar werden durch die Anonymität die Kategorisierung minimiert und wir treffen mit Leuten zusammen, mit welchen wir im realen Leben durch sozioökonomischen Faktoren womöglich nie in Kontakt getreten wären, jedoch können wir bei Untergriffen keine Strafmaßnahmen einleiten, um uns so vor diesen Angriffen zu schützen. Oft weisen die Foren mit einer hohen Anonymitätsrate auch eine verschlechterte Diskussionskultur auf, in welchen oft aggressive und abfällige Pöbeleien stattfinden. Dies beschreibt auch der „Disinhibition Effect“ bzw. der Enthemmungseffekt. Hierbei neigen Personen oft dazu ihre eigentliche Art abzustreifen und hemmungslos zu agieren, oft mit der Folge, dass die Diskussionen nicht mit Argumenten, sondern mit Beleidigungen gewonnen werden, so Ingrid Brodnig.
Ob man selbst einen Klarnamen in Foren verwenden sollte, muss jeder für sich selbst entscheiden, jedoch muss jeder selbst anfangen umzudenken und beginnen auch ohne Anonymität jeden als gleichwertig zu bewerten. Außerdem sollte jeder sein agieren im Internet überdenken und beginnen auch in Diskussionen einen Schritt auf den anderen Diskussionspartner zuzugehen und nicht sofort mit abfälligen Äußerungen „um sich zu schmeißen“. Ich stelle mich auf die Seite der Befürworter der Klarnamen-Pflicht, aber auch auf die Seite der Kritiker, da ich denke, dass für eine Diskussion oder eine Debatte nicht die Person an sich von Bedeutung ist, sondern die Argumente und die Fakten die sie liefert. In einer Diskussion spielt für mich die Herkunft, Hautfarbe, Religion oder anderes keine Rolle. Aber natürlich agieren auch User mit Klarnamen aggressiver bzw. nicht angemessen in Foren oder gegenüber Personen. So z.B ein aktueller Fall aus dem Bereich der Politik, in welcher die Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth von einem Mann als „linksfaschistische Sau“ via Facebook beleidigt wurde. Sie stellte Strafanzeige und der Mann wurde zu einer Geldstrafe von 1920€ verurteilt. Dieser 57-Jährige Mann agierte in dem Sozialen Netzwerk mit seinem Klarnamen. Dies zeigt eindeutig dass sich Menschen auch mit Klarnamen unangemessen im Internet äußern, obwohl ihnen die Konsequenzen vollkommen bewusst sein sollten.
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