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Modernisierungs- und Revolutionstheorien - Referat



Hans-Ulrich Wehler:
- deutscher Historiker (1931 - 2014)
- Studium der Geschichte, Soziologie und Ökonomie an der Universität Köln, Bonn
- Aufgewachsen zur Zeit des Nationalsozialismus
- ehem. Mitglied der Hitlerjugend

Modernisierungsprozesse nach Wehler
- Modernisierung = fortlaufender Prozess, nie abgeschlossen --> traditionelle Form der Gesellschaft ganz oder in Teilen zu einer modernen Form verändert
- Modernisierung bezieht sich auf viele verschiedene Bereiche

Schwierigkeiten der Modernisierung:
- Modern != neu, sondern „wieder modern“ --> z.B. Demokratie auch in Antike
- Modernisierung braucht realistischen Vergleichspunkt, um Rückständigkeit oder Modernität feststellen zu können
- Definition hängt von Standpunkt ab (deutlich machen was zu welchem Zeitpunkt miteinander verglichen wird -> Entwicklungsstand)
- Wer entscheidet, was „modern“/richtig ist?
- Abhängigkeit der Kolonien vom Mutterland werden erhalten
- Ausgleich zwischen marktrationalen und sozialen Kräften in der Wirtschaftsentwicklung
- Staatlich geregelter Kapitalismus wird angestrebt (besonders modern, da Mischung aus Planwirtschaft und freier Marktwirtschaft)
- Staat dämmt Markt ein -> zu große Begrenzung hindert Innovation/Fortschritt
- Goldene Mitte muss gefunden werden
- Schaffung neuer Klassen, die Einfluss auf Entwicklung des Marktes haben
- Ausgleich sozialer Ungleichheiten, soziale Mobilität
- Keine völlige Gleichheit, aber Chancen sozial aufzusteigen/abmildern von Gegensätzen
- Ungleichheit der Gesellschaft zeigt, wie modern diese ist
- Kontrollierbarkeit politischer Herrschaft
- Für Wandel von traditioneller zu moderner Gesellschaft braucht es Partizipation der Bürger an politischer Willensbildung
- Legitimierte Herrschaft durch demokratische Herrschaft
- Herrschaft rational nachvollziehbar
- Gewaltenteilung
- Rationalität von Entscheidungsprozessen
- Religion ist nicht rational
- Erkenntnisse, auf denen Entscheidungen basieren, müssen von unabhängiger Wissenschaft ausgehen
- Entscheidungen sollen zum Wohle des Volks getroffen werden
- Konflikte zwischen Tradition und Vernunft (Meinungsverschiedenheiten z.B. Bedeutung religiöser Vorstellungen)
- Kritische Diskussionen bringen Entscheidungsprozesse voran
- „Historisch aufgeklärtes Wissen“ (aus Geschichte/Vergangenheit für Zukunft lernen)
- Reflektiertes Geschichtsbewusstsein schaffen/erwerben

Hannah Arendt
- jüdische Philosophin (1906-1975)
- Menschliche Freiheit steht im Mittelpunkt
- „Öffentlicher Raum der Freiheit“
- Bedingung für eine Revolution

Hannah Arendt: Über die Revolution (1963)
- Erfahrung des „In-Freiheit-Handelns“ rücke Revolution wieder in Vordergrund
- Diese Erfahrung tauche in Früher Neuzeit wieder auf (Verweis auf griechische/römische Antike)
- Revolution = Erfahrung der menschlichen Fähigkeiten --> Möglichkeiten werden bewusst
- Ergriffenheit („Pathos“) sei essentiell für Revolution
werde durch Erfahrung der Freiheit erst ermöglicht
- Zentrale Definition: „Nur wo dieses Pathos des Neubeginns vorherrscht und mit Freiheitsvorstellungen verknüpft ist, haben wir das Recht, von Revolution zu sprechen.“ (Z. 14 f.)
- Staatsstreich, Bürgerkrieg ähneln der Revolution nur in Ausübung von Gewalt
- Freiheitskämpfe = Merkmale für Revolution --> durch sie solle Freiheit gewonnen werden (=Ziel)
- Weder Gewalt
noch Umsturz allein als Kriterium seien ausreichend für Revolution
- Revolution = Beginn von etwas Neuem, Wechsel zwingend erforderlich
- v.a. neue Staatsform bzw. neue politische Strukturen (dazu werde Gewalt benötigt)

Crane Brinton
- US-Amerikanischer Historiker (1898 bis 1968)
- Mitglied der American Philosophy Society
- Entwickelte eine Theorie zu Revolutionen
- Typisiert dabei vor allem den Verlauf einer Revolution

Das fünf Phasen Modell des revolutionären Prozesses:
1. Herrschen der Gemäßigten
2. Machtergreifung der Radikalen oder Sieg der Gegenrevolution
3. Terrorregime „die Revolution frisst ihre eigenen Kinder“
4. Gegenschlag der reaktionären Kräfte
5. Militärherrschaft

Vorzeichen einer Revolution:
Budgetdefizite, Begünstigung einer Gruppe auf Kosten anderer, Probleme in der Verwaltung, Bewusstseinsverlust der herrschenden Klasse, Verstärkung sozialer Gegensätze, Mangel an sozialen Aufstiegschancen, Trennung wirtschaftlicher von politischer Macht

Zeitpunkt:
Nach Brinton ist der Zeitpunkt der Revolution ein überraschender. Für die Menschen liegt zwar etwas in der Luft, sie gehen aber davon aus, dass erst in der nächsten, nicht in der eigenen Generation, etwas geschieht.



Kommentare zum Referat Modernisierungs- und Revolutionstheorien: