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Patrick Süskind - "Das Parfum" - Referat
Vergleichende Interpretation zweier Textstellen:
"Das Parfum"
Jean Baptiste Grenouille erkennt in der Höhle im Plomb du Canatl durch einen Traum seinen fehlenden Eigengeruch, der in Form eines dicken Nebels beschrieben wird. Um nicht durch den Nebel zu ersticken flieht Grenouille aus der Höhle und verlässt daraufhin den Plomb du Cantal.
Nach ein paar Geruchsflaschen zu viel hat Grenouille eine sonderbaren Traum der sein Leben verändern soll. Er träumt von einem Geruch, der zuerst nur „in dünnen Bahnen an Grenouilles Nase vorbei zog “ (S.170) jedoch später „dichter und wolkenhaft“ (s.170) wird.
„Er musste, wenn er nicht ersticken wollte diesen Nebel einatmen.“ (S.170), daraufhin bemerkt Grenouille dass es seine eigener Geruch sein muss, doch er kann ihn, also sich nicht riechen. Diese Erkenntnis führt zu einer Panikattacke Grenouilles: „ …,schrie er so fürchterlich laut, als würde er bei lebendigem Leibe verbrannt“(S.171), sodass der Nebel zerreißt und aus der Höhle ins freie Flüchten kann. Ihm war klar, „dass zweite Mal würde er nicht überleben“ (S.171). Verzweifelt versucht Grenouille doch noch einen Geruch an sich zu erkennen, dazu riecht er: „in der Ellenbogenbeule (…), unter seiner Achsel, (…) an den Füßen und (…) am Geschlecht“ (S.172), doch logischerweise kann er keinen Geruch ausmachen. Daraufhin versucht er mit den wildesten Theorien zu rechtfertigen wieso er sich nicht riechen könne, denn er „der jeden Mensch meilenweit erschnuppern konnte, war nicht imstande, sein (…) eigenes Geschlecht zu riechen!“ (S.173), daher kam er zu der Schlussfolgerung, dass seine Nase gegen seinen Geruch „abgestumpft“ (S.173) ist. Daher legte er alle Kleider ab und ließ sich auslüften um sich von seinem Duft zu reinigen, um dann an seinen Kleidern seinen eigenen Duft zu erkennen. Doch wiederum war sein eigener „Geruch nicht drin“ (S.174).
Jetzt flackerte die Angst in ihm wieder auf, „nicht dieselbe Angst, die er im Traum empfunden hatte, diese grässliche Angst an-sich-selbst-Erstickens“ (S.175), sondern „die Angst über sich selbst nicht Bescheid zu wissen.“ Nach einem letzten gescheiterten Versuch seinen Eigengeruch zu erkennen flieht er vom Plomb du Cantal in Richtung Süden.
Durch die Erkenntnis, dass er keinen Eigengeruch besitzt und seinen eigenen Geruch daher nicht kennt gerät Grenouille in Panik und Verzweiflung und versucht mit allen Mitteln seinen Geruch zu identifizieren. Da er aber scheitert muss er schnellstmöglich in die wahre Welt fliehen um nicht von dem Nebel seines Geruches getötet zu werden.
Am Anfang der 2. Textstelle wird der geruchlose Mörder Grenouille durch sein bestes Parfum zum Heiland und bewegt die Leute durch sein Auftreten zu einer Massenorgie.
Darauf sonnt sich Grenouille ihm Ruhm seiner prometheischen Tat, doch er kann sie nicht lange genießen, denn er bemerkte wieder dass er die Menschen hasst und nichts mit ihnen zu tun haben will. Doch kann er seinen Hass nicht äußern da sein Parfum sein wahres Ich versteckt, was dazu führt dass ihm seine Geruchlosigkeit wieder bewusst wird und der dicht, undurchdringliche Nebel wieder in ihm aufsteigt und dieses Mal kann er diesem nicht entfliehen, denn dies ist kein Traum sondern die reale und harte Wirklichkeit.
Nachdem Grenouille aus der Kutsche tritt geschieht ein Wunder, dass wie der Leser weiß durch sein Parfum ergo durch einen nicht körpereigenen Geruch ausgelöst wurde. Dieses Wunder ließ Grenouille auf alle beteiligten nicht als Mörder wirken sondern als „Unschuld in Person“ (S.300), sodass sogar dem Henker Papon „…, so schwach in den Armen, so weich in den Knien, so bang im Herzen wie einem Kind“(S.300), wurde. „Männern und Frauen und Kindern, Greißen“ (S.300), allen erging es gleich, sie wurden von dem unüberwindbaren Charme Grenouilles in den Bann gezogen und weinten vor Liebe. Diese Liebe war so stark, dass „Damen sich beim Anblick Grenouilles die Fäuste in die Hosen stemmten (…) (S.301) oder er vom Bischof als ein Geschenk des Herrgotts betrachtete. Es ging soweit, dass er die Menschen zur „Ekstase“ (S.303) führte. Diese wurden in ihrem „ erotischen Zentrum getroffen“ (303) und die Folge war, dass die geplante Hinrichtung zum „ größten Bacchanal ausartete“ (S.303), dass die Welt bisher gesehen hatte.
Grenouille kostete seinen Triumph in vollen Zügen aus, denn „Er, Jean-Baptiste Grenouille, geboren ohne Geruch am stinkendsten Ort der Welt, stammend aus Abfall, Kot und Verwesung, aufgewachsen ohne Liebe, lebend ohne warme menschliche Seele einzig aus
Widerborstigkeit und der Kraft des Ekels, klein, gebuckelt, hinkend,
hässlich, gemieden, ein Scheusal innen wie außen - er hatte es erreicht, sich vor der Welt beliebt zu machen. Was heißt beliebt !Geliebt! Verehrt! Vergöttert! Er hatte die prometheische Tat vollbracht.“ (S.305) Doch diese Freude war nicht von langer Dauer, denn „der ganze Ekel vor den Menschen stieg wieder in ihm auf und vergällte ihm seinen Triumph,… .“ (S.305) Dummerweise konnte er seinen Hass gegenüber den Menschen nicht zum Ausdruck bringen, „denn sie nahmen von ihm nichts wahr als, (…) seine Duftmaske,…“ (S.306). Grenouille wollte „ sich einmal im Leben sein wie andre Menschen auch und sich seines Innern entäußern, (…) er wollte ein Mal, nur ein einziges Mal, in seiner Wahren Existenz zur Kenntnis genommen werden und von einem anderen Menschen eine Antwort erhalten auf sein einzig wahres Gefühl, den Hass.“ (S.306) Der Nebel stieg wieder in ihm auf, die Hilflosigkeit seinem eigenen fehlenden Geruch ausgeliefert zu sein kehrte wieder zurück, doch „ dieses Mal half hier kein Schrei, der ihn erwachen ließ und befreite, und half keine Flucht zurück in die gute, warme Welt. Denn dies war die echte Welt,… .“(S.307) Das war Grenouilles Todesurteil, er wollte weg, raus aus dieser Welt, er wollte sterben. Beinahe wurde sein Wunsch erhört, er entdeckte Richi, den Vater einer der getöteten und hoffte auf den erlösenden Dolchstoß „ mitten in sein kaltes Herz hinein“, (…)endlich etwas anderes als er selbst.“ (S.308) Doch die Erlösung kam nicht, denn Richi winselte Grenouille zu : „ Vergib mir, mein Sohn, mein lieber Sohn, vergib mir!“
Daraufhin fiel Grenouille in Ohnmacht, er wollte „zerplatzen, explodiern, wollte er, um nicht an sich selbst zu ersticken.“ (S.308)
In dieser Textstelle erkennt Grenouille, dass sein Lebensziel das beste Parfum zu kreieren und alle Menschen in seinen Bann zu ziehen für ihn keinen Sinn hat, denn er hasst die Menschen . Ebenfalls verdeckt der Geruchsmantel Grenmouilles wahres Ich und ihm bleibt es verwehrt den Hass auszudrücken den er seinen Mitmenschen entgegenbringt. Dies führt dazu, dass der Nebel in Grenouille wieder aufsteigt und ihn zu verschlingen droht und ihn lebensmüde werden lässt.
Wenn man die beiden Textstellen vergleicht erkennt man, dass zwischen den beiden ein großer inhaltlicher Zusammenhang herrscht. Die erste Textstelle ist der Auslöser für Grenouilles Flucht in die Wirklichkeit, getrieben durch den Nebel der Geruchlosigkeit vor dem er sich so fürchtet. Die zweite Textstelle zeigt den vermeidlichen Triumph Grenouilles über die Menschen und seinen fehlenden Geruch, doch bemerkt er schnell, dass er sich durch diese Duftmaske sein eigenes Grab geschaufelt hat. Denn der Nebel steigt wieder in ihm auf als er merkt, dass sein wahres Ich nie zum Vorschein gekommen ist und es auch nie können wird und er deshalb den Menschen nie sein einziges Gefühl, den Hass entgegenbringen kann.
In der ersten Textstelle wird zum ersten auf Grenouilles fehlenden Eigengeruch aufmerksam gemacht: „obwohl er wusste, dass dieser Geruch sein Geruch war, nicht riechen konnte.“ (S.171), daher der Grund für Grenouilles Lebenswandel und die zweite Textstelle somit die Folge dieser Erkenntnis ist, d.h. hier wird die volle Auswirkung seiner Geruchlosigkeit klar: „denn sie nahmen von ihm nichts wahr als, (…) seine Duftmaske,…“ (S.306), was dazu führte dass Grenouille eben von diesem Nebel aus der ersten Textstelle wieder umhüllte und ihn ins Verderben getrieben wird.
Ebenfalls wird in der zweiten Textstelle eine weitere Auswirkung der Geruchlosigkeit bewusst, denn Grenouille kann sein wahres Ich und sein einziges Gefühl den Hass nicht zum Ausdruck bringen, diese Gefühlsregung zeigt damit zum ersten Mal ein kleines Stück Menschlichkeit Grenouilles.
Der einzige Unterschied ist, dass Grenouille in der ersten Texstelle dem Nebel unterlegen scheint und nur durch die Flucht das unvermeidbare Verhindert hat. Hingegen scheint Grenouille in der zweiten Textstelle zu Anfang allen überlegen : „Er hatte es erreicht, sich vor der Welt beliebt zu machen. Was heißt beliebt !Geliebt! Verehrt! Vergöttert! Er hatte die prometheische Tat vollbracht.“ (S.305) Doch diese Überlegenheit hält nicht lange an, denn durch die erneute Realisierung des fehlenden Eigengeruchs und des gefangenen eigenen Ichs gerät Grenouile wieder in Verzweiflung wie in der ersten Textstelle, doch da er diesesmal in der „echten Welt“ (S.307) ist kann er im Gegensatz zu der Begegnung in der Höhle nicht mehr vor dem Nebel flüchten verliert somit den Kampf gegen seinen eigenen nicht vorhandenen Geruch.
„Hochmut kommt vor dem Fall“, so ist es auch in dieser Geschichte. Grenouille sieht sich nach einem langen Kampf gegen seine Geruchslosigkeit als Sieger und sieht sich als Heiland und allen überlegen, jedoch wird er nach kurzer Zeit wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeführt und unterliegt seinem größten Gegner,
seinem eigenen Geruch…
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