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Quelleninterpretation: Die nationale Frage - Referat
Bei der Quelle handelt es sich um eine Originalquelle des rechtsliberalen Präsidenten Heinrich von Gagern, welche aus dem Jahr 1848 stammt.
Sie beinhaltet eine Stellungnahme Heinrichs von Gagern zu der deutschen Frage, denn derzeit schien im deutschen Bund eine Revolution von statten zu gehen:
Ausgehend von Unruhen in Frankreich brach ein Revolutionssturm in Deutschland ein. Viele Menschen wollten einen Nationalstaat, ein vereintes Deutschland mit einer einheitlichen Verfassung. Man gründete Burschenschaften, unter denen auch der Liberalen Heinrich von Gagern zu finden war. Schließlich fanden sich am 18. Mai 1848 ausgewählte Männer in Frankfurt am Main, in der Paulskirche zu einer Nationalversammlung zusammen, bei welcher Heinrich von Gagern am 19.Mai 1848 ihr Präsident wurde. Es sollte eine Verfassung für den gewünschten Nationalstaat ausgearbeitet werden, doch dafür musste man sich mit der Frage, welche Teile des deutschen Bunds denn eigentlich zu dem Nationalstaat gehören sollen, beschäftigen. Hierbei gab es entweder die Möglichkeit der 'Kleindeutschen Lösung' oder die Möglichkeit der 'Großdeutschen Lösung', wobei bei dieser Lösung Österreich mit zum Nationalstaat gehöre.
Die Quelle lässt sich in drei Teilanschnitte gliedern.
Der erste davon reicht von Zeile 3 in Zeile 7. Hier leitet H.v.Gagern seine Rede ein und stellt das Problem dar: Sie müssen ein Verhältnis suchen, wobei Österreich nicht genötigt werde, seine deutschen von seinen nichtdeutschen Provinzen abzulösen, dennoch aber im innigsten Verband mit Deutschland erhalten werde. (Zeilen 3-7) Er möchte also nicht das starke Verbindung, welche mit „innigst[]“ (Zeile 6) unterstrichen wird, zerstören und im Interesse Österreichs handeln.
Jedoch lässt er deutlich eine Differenz zu den „nichtdeutschen Provinzen“ (Zeile 5), welche jedoch durchaus auch zu Österreich gehörten, erkennen.
Es folgt der zweite Teilabschnitt, welcher sich von Zeile 7 bin in Zeile 21 erstreckt. In diesem gibt der Präsident der Nationalversammlung die zwei Lösungsmöglichkeiten an, formuliert als Frage.
Er beginnt mit der Großdeutschen Lösung, in die Österreich mit eingegliedert werden würde: „Ist es mehr im Interesse Deutschlands, dass das gesamte Deutschland sich nur so gestalte, eine so laxe Einheit eingehe, dass Österreich, ohne zur Trennung der Staatseinheit seiner deutschen mit den nichtdeutschen Provinzen genötigt zu werden, unter gleichen Verhältnissen wie die übrigen deutschen Staaten dem Reich angehören kann?“ (Zeilen7-13)
Seine Worte sind beeinflussend, nicht neutral gewählt. So drückt „nur“ (Zeile 9) einen Minderwert aus und „laxe Einheit“ (Zeile 9) steht für eine Einheit, die wenig prinzipienfest ist, mit welcher also kaum Grundsätzen nachgegangen werden kann. Hinzu kommt, dass er durch seine Formulierung den Anschein erweckt, er wolle Österreich das Beste und somit die Großdeutsche Lösung bieten, doch Faktoren die er zuvor genannt hat, bringen Ungunst über diese Möglichkeit.
Die Darstellung der zweiten, die Kleindeutschen Lösung beginnt in Zeile 13. Auffällig dabei ist, dass sich Heinrich von Gagern bei dieser auf das „Gesamtinteresse der Nation, sowohl Österreichs als des übrigen Deutschlands“ (Zeile 14/15) bezieht, und nicht, wie bei der Großdeutschen Lösung auf das „Interesse Deutschlands“ (Zeile 8). Im Vergleich zu dieser spricht er außerdem jetzt, bei der Kleindeutschen Lösung, davon, dass sich „das übrige Deutschland [] fester aneinander schließe;“ (Zeile 15-16), nicht mehr von einer „laxe[n] Einheit“ (Zeile 9). Das war ein Ziel der Liberalen, jedoch merkt man stark, dass er auf die Kleindeutsche Lösung hinaus will und sie besser darstellt.
Als Grund dafür, dass Österreich nicht zum Nationalstaat dazugehören soll, nennt er die „außerdeutschen Provinzen“ (Zeile 17/18). Trotzdem möchte er die Beziehung zu Österreich erhalten: „[... ], dass wenigstens das übrige Deutschland sich fester aneinander anschließe; [...]; dabei aber nichtsdestoweniger ein enges Bundesverhältnis zwischen Österreich und dem übrigen Deutschland aufrecht erhalten werde?“ (Zeilen 15-21)
Der dritte und letzte Teilabschnitt, von Zeile 22 bis Zeile 33, handelt von H.v.Gagerns persönlichen Stellung zur Thematik.
Er glaubt, dass sie die Frage sofort zur Entscheidung bringen und anerkennen müssen, dass Österreich in den engeren Bundesstaat, den das übrige Deutschland will, vorerst nicht eintreten könne (Zeile 22-25). Hierbei lässt er die gesamte deutsche Bevölkerung die Meinung haben, die Kleindeutsche Lösung sei die bessere Lösung.
Nun begründet er seinen Gedanken zum einen damit, dass „die Mehrheit der Österreicher die Bedingungen dieses Eintritts in den engeren Bundesstaat, die staatliche Trennung der deutschen Provinzen von den nichtdeutschen nicht will“ (Zeile 25-28), zum glaubt er dies, „weil diese Trennung und die Auflösung der österreichischen Monarchie und das Aufgeben ihres weltgeschichtlichen, nun im engsten Bunde mit Deutschland zu erfüllenden Berufes ebenso wenig im deutschen Nationalinteresse liegt.“ (Zeilen 29-33). Hier zwängt er abermals den Deutschen, die für die Großdeutsche Lösung sind eine Meinung auf, die nicht der eigenen entspricht. Das halt zur Folge, dass der deutschen Frage scheinbar tatsächlich eine eindeutige Antwort zugeordnet werden kann. Doch da es so einfach nicht war und es verschiedene Ansichten gab, zog sich die Nationalversammlung noch bis etwa Mitte des Folgejahres, ohne Lösung der Problemfrage.
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