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Rollenbiographie von Ben Ross aus dem Buch: "Die Welle" - Referat



Rollenbiographie von Ben Ross aus dem Buch „Die Welle“ (von Morton Rhue)

Werte Leser,
mein Name ist Ben Ross. Ich bin 34 Jahre alt und unterrichte Geschichte an der Gordon Highschool in Boston. Ich bin verheiratet mit Christy Ross, die genau so wie ich an der Gordon Highschool unterrichtet. Wir wohnen in einem Einfamilienhaus in Dorcester, einem Vorort von Boston.
Zu meinen Hobbies gehört Tennis spielen, joggen, Fahrrad fahren, reisen und vor allem das Lesen .Wenn mich erstmal ein Thema interessiert dann kann ich gar nicht mehr aufhören alle möglichen Bücher zu den Thema zu lesen. Leider kann meine Begeisterung für ein Thema auch leicht zur Besessenheit werden. Wie z.B. als ich mich während des Studiums für Indianer interessierte. Ich vergaß den Alltag um mich herum und hatte nur noch Indianer im Kopf. Meine Wochenenden verbrachte ich in Reservaten oder suchte in Bibliotheken nach irgendwelchen noch nicht von mir gelesen Büchern über Indianer. Viele meiner Schüler meinen, dass ich sie durch meine eigene Faszination vom Unterrichtsstoff richtig an das Thema fessele. Wenn ich z.B. politische Systeme behandele teile ich die Klasse in zwei politische Parteien ein. Bei historischen Gerichtsverhandlungen lasse ich Ankläger, Verteidiger, Zeugen und Richter durch Schüler darstellen. Dadurch können sie sich die Situation noch besser vorstellen. Leider sind viele meiner Kollegen nicht so von meinem Unterrichtsstil begeistert. Sie meinen, dass ich jung und naiv wäre und es besser sei wenn ich die Schüler mehr lesen und wöchentliche Tests schreiben lassen würde. Eine wichtige Erfahrung die etwas mit meiner Begeisterung bzw. „Besessenheit“ zu tun hat ereignete sich vor zwei Jahren. Diese Erfahrung werde ich mein Lebtag nicht vergessen, weil sie mich so erschüttert und geprägt hat. Es fing alles damit an, dass ich mich mal wieder dabei versuchte ein Film einzulegen, was natürlich nicht klappte, weil mir einfach, im Gegensatz zu meiner Frau, dass handwerkliche Talent fehlte. Deshalb übernimmt sie auch alle handwerklichen Reparaturen im Haus. Gott sei Dank, musste ich während der bisherigen Tätigkeit an der Gordon Highschool mein handwerkliches Geschick nicht demonstrieren. Beim dritten Versuch den Film einzulegen gab ich dann auf und hoffte, dass in der Klasse in der ich den Film zeigen wollte, ein audio- visueller Zauberkünstler war, der den Film zum Laufen bringen würde. Ich ging zu meinem Pult und nahm die Hausarbeiten in die Hand. Da dachte ich bei mir wie das früher mit den Hausarbeiten war. Ich hätte mich nie getraut eine derart unordentliche, zerknitterte und mit so vielen Rechschreibfehlern versehene Hausarbeit abzugeben. Etwas was mich aber noch mehr ärgerte war die Unpünktlichkeit der Schüler. Obwohl sie soviel Zeit zwischen den Unterrichtsstunden hatten, schafften sie es trotzdem noch zu Spät zukommen. Meistens gingen dadurch 5 oder 10 wertvolle Unterrichtsminuten verloren.
Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, kamen schon die ersten Schüler und setzten sich auf ihre Plätze. Ich rief David zu mir, der sofort den Film einlegte und zum laufen brachte. Als alle Schüler da waren, begann ich die Arbeiten zu verteilen und sprach währenddessen zum dritten Mal im Halbjahr über unordentliche Arbeiten und das sich das ändern müsse.
Als ich fertig war begann ich mit dem Thema: „Zweiter Weltkrieg“.
Ich zeigte an diesem Tag einen Film, der über die Grausamkeiten, die Nazis in den Konzentrationslagern verübt hatte, berichtete. Der Film bewegte meine damalige Klasse sehr. Sie waren erschüttert dass die Deutschen, die keine aktiven Nazis waren, nichts von den Konzentrationslagern bemerkt hatten, geschweige etwas da gegen getan hatten. Ich versuchte den Schüler zu erklären, wie die Deutschen so blind sein konnten, aber ich fand auch keine befriedigende Antwort. Diese Frage beschäftigte mich so, dass ich mir nach dem Unterricht noch Bücher über den Nationalsozialismus mit nach Hause nahm und sie studierte. Beim Lesen der Bücher kam mir die Idee, dass ich vielleicht ein oder zwei Stunden dazu verwenden sollte ein Experiment mit den Schülern zu machen. Sie sollten am eigenen Leib erleben wie das in der Nazizeit war. Ich vergaß beim studieren der Bücher so die Zeit, dass ich nicht dran dachte meiner Frau, die mit Freunden Tennis spielen war, etwas zu Essen zu machen. Am nächsten Tag kamen die Schüler wie immer träge und langsam in die Klasse und setzten sich auf ihre Plätze. Ich ging zur Tafel und schrieb die einfachen Wörter: Macht durch Disziplin! Sofort fragte ein Schüler was das bedeuten sollte. Ich sagte ihm, dass ich das erklären werde, wenn alle sitzen würden. Ich fing an über Disziplin und Erfolg zu reden und das doch eigentlich jeder nach Macht und Erfolg strebt. Die Schüler stimmten mir zu und hörten weiter gespannt zu. Dann startete ich mit meinem Experiment. Ich bat Amy nach Vorne um der Klasse zu zeigen wie man richtig sitzt. Die Hände auf dem Rücken gekreuzt und absolut gerade. Ich ging zu jedem Schüler und kontrollierte ob alle gerade saßen. Dabei fiel mir Robert auf der besonders gerade saß. Als ich fertig war ging ich zurück zur Tafel und fuhr mit meinem Experiment weiter fort. Ich sagte zu den Schülern, dass sie von ihren Plätzen aufstehen und in der Klasse umher laufen sollten. Wenn ich dann ein Zeichen gebe, sollte sie versuchen schnellst möglichst zu ihren Plätzen zu kommen. Dabei stoppte ich die Zeit. Beim ersten Mal gab es ein heilloses Durcheinander. Ich sagte der Klasse, dass sie nicht so viel schwatzen sondern sich lieber konzentrieren sollten. Beim zweiten Mal klappte es schon viel besser. Dies übte ich mit den Schülern 20 Minuten lang. Dann baute ich eine Schwierigkeit ein, sie sollten von draußen schnellst möglich in die Klasse kommen und sich auf ihre Plätze setzten. Im Laufe der Stunde veränderte sich auch meine Stimme, sie hatte mehr Ähnlichkeit mit einem Oberfeldwebel als mit einem Lehrer.
Nachdem die Klasse eine gute Zeit von 16sec. geschafft hatte, hörte ich mit der Übung auf. Den Rest der Stunde gab ich ihnen neue Regeln an die Hand. Die Erste war die, dass jeder Schüler eine Stift und einen Block vor sich liegen hat. Die Zweite lautete: Wer eine Frage stellt oder beantwortet, muss sich neben seinen Stuhl stellen. Und die Dritte forderte, dass die Schüler jede Frage oder Antwort mit „Mr. Ross“ beginnen sollten. Dann begann ich einige Fragen zu stellen, die mit einigen Anlaufschwierigkeiten dann aber doch zu meiner Zufriedenheit beantwortet wurden. Am Abend besprach ich das Erlebte mit Christy, ich erzählte ihr, dass ich erstaunt war, dass die Schüler so leicht zu beeinflussen waren. Sie wollte mir nicht glauben, dass die Schüler so gehorsam waren. Sie meinte, ich hätte kleine Monster geschaffen, wenn das stimmte. Ich glaube einer der Gründe warum ich das Experiment am zweiten Tag nicht abbrach, war der, dass es mir gefallen hatte, dass die Schüler auf mich hörten und sich endlich so benahmen wie ich mir das immer gewünscht hatte. Der Andere war der, dass die Schüler mich mit ihrer disziplinierten Haltung überraschten. Am zweiten Tag kam ich zu spät zum Unterricht, weil ich noch Sachen im Auto vergessen hatte. Wider Erwarten saßen meine Schüler, wie ich es ihnen gesagt hatte, stramm an ihren Plätzen. Sie hatten 3 Tischreichen mit je 7 Tischen gebildet. Ich fuhr mit dem Experiment weiter fort, da die Schüler mich mit ihrer Disziplin überrascht hatten. An diesem Tag führte ich einen neuen Grundsatz ein: Macht durch Gemeinschaft und ich gab der Bewegung einen Namen( die Welle) und einen Gruß (der Wellengruß). Den Rest der Stunde verbrachte ich damit die neu dazu gekommen Sachen zu üben. Dabei bemerkte ich wie ich mit so einfachen Wörtern die Schüler begeistern konnte. Es war schon beängstigend das Menschen sich so einfach beeinflussen ließen. Da mich die Reaktion der
Schüler überrascht hatte, ging ich am Nachmittag noch in die Bibliothek und nahm mir Bücher zum Thema mit. Als Christy dann am Nachmittag nach Hause kam erzählte ich ihr von dem Erlebten in der Schule. Sie sah dem aber skeptisch entgegen. Am Dritten Tag führte ich dann den letzten Grundsatz: „Macht durch Handeln“ und Mitgliederausweise ein. Die Mitgliederausweise waren dafür da, dass Wellenmitglieder sich untereinander erkennen konnten. Bei einigen Schülern hatte ich hinten auf den Ausweis ein Kreuz gemacht, diese Mitglieder hatten eine besondere Aufgabe, sie sollten darauf achten das alle Mitglieder die Regeln einhielten. Zu dem Grundsatz erzählte ich den Schülern noch, dass sie jetzt eine Einheit seien und keiner besser oder schlechter als der Andere ist. Den Rest der Stunde wollte ich eigentlich damit verbringen im Unterrichtsstoff weiter zu kommen, doch einige Schüler sagten mir wie gut sie sich in der Gemeinschaft fühlten. Daraufhin ließ ich sie zur Stärkung der Gemeinschaft die Grundsätze aufsagen. Nach der Geschichtsstunde saß ich im Lehrerzimmer und trank meinen Kaffee, als ich plötzlich zu Mr. Owens gerufen wurde. Mr. Owens wollte alles über die Welle wissen. Ich konnte ihn aber mit meinen Worten beruhigen. Er hielt nämlich nicht viel von der Welle. Auf dem Rückweg von Mr. Owens Büro wurde ich dann von Robert verfolgt. Ich blieb stehen und fragte ihn warum er mich verfolgen hatte. Er sagte, dass ich einen Leibwächter brauchte und er wäre genau der Richtige. Ich überlegte kurz ob ich mich dadurch in eine Abhängigkeit geben würde, entschied mich dann aber doch für einen Leibwächter. Ich glaubte, dass das meine Rolle als Führer noch unterstreichen würde. Als ich am nächsten Tag wieder im Lehrerzimmer war, bekam ich eine Sonderausgabe der Schülerzeitung in die Hand. In dieser Ausgabe ging es um die Verprügelung eines Jungen, der nicht in der Welle war, von Wellemitgliedern. Erschrocken ließ ich die Zeitung fallen und fragte mich ob mir die Leitung der Welle so misslungen wäre. Ich konnte mich selbst nicht mehr im Spiegel anschauen und bekam starke Kopfschmerzen. Ich ging nach Hause. Als Christy nach Hause kam wollte sie sofort mit mir reden. Wir diskutierten über die Welle bis ich endlich einsehen musste, dass ich der Welle ein Ende setzten musste. Ich wollte der Welle aber nur so ein Ende setzten, dass die Schüler auch noch etwas daraus lernten. Ich überlegte den ganzen Abend lang, bis ich endlich eine passende Situation fand, bei der die Schüler auf die Idee kommen sollte die Welle aufzulösen. Spät am Abend kamen noch David und Laurie zu mir. Sie baten mich eindringlich darum, dass ich die Welle auflösen sollte. Ich sagte ihnen, dass ich das ja vorhabe und sie mir einfach vertrauen sollten und keinem verraten sollten, dass sie heute hier waren. Außerdem fragte ich sie noch ob sie zwei weitere Schüler kannten die gegen die Welle waren und mir halfen sie aufzulösen. Am nächsten Tag hatte ich einen Termin mit Direktor Owens. Ich bat ihm im Gespräch mir noch eine Tag zu geben um die Welle von den Schülern selbst auflösen zu lassen. Widerwillig stimmte er zu. Er gab mir aber deutlich zu verstehen, dass wenn die Welle bis morgen nicht aufgelöst sei, sie von ihm persönlich aufgelöst würde. In der Geschichtsstunde, die ich bei der Klasse hatte, bei der die Geschichte mit der Welle angefangen hatte, verkündete ich, dass heute Abend eine große Wellemitgliederversammlung stattfände. Der Grund für die Versammlung war die Erweiterung der Welle zu einer landesweiten Jugendbewegung. Der nationale Gruppenführer würde zu ihnen sprechen. Plötzlich sprangen Laurie und David auf, ich musste handeln. Ich brachte sie zum Direktor und fuhr im Unterricht fort. Als ich am Abend zur Versammlung der Welle ging, sah ich überall Wellemitglieder wie sie mir begeistert zu jubelten. Ich ging hinter die Bühne der Aula und ließ mir noch von Christy Mut zusprechen. Nun trat ich auf die Bühne und bat die Schüler um Ruhe. Ich sagte zu Robert das er jetzt die Fernsehgeräte einschallten sollte, was er auch tat. Alle Wellemitglieder grölten die Grundsätze die ich ihnen beigebracht hatte. Doch es passierte erstmal nichts. Auf den Bildschirmen erschien vorerst mal kein neuer Führer.
Es wurde unruhig im Publikum. Plötzlich sprang einer auf und schrie dass da kein Anführer sei. Sofort kamen zwei Wachmänner und beförderten den Unruhestifter aus der Aula. Bevor die Schüler noch weiter über das gesagte nachdenken konnten trat ich wieder auf die Bühne und sagte zu den Wellemitgliedern, dass sie einen Anführer haben! Carl Block, der hinter dem Vorhang stand hatte nur auf das Stichwort gewartet und öffnete den Vorhang, hinter dem sich eine Leinwand mit einem Bild von Adolf Hitler befand.
Die Schüler erschraken und waren total verwirrt. Sie dachten, dass sie heute ihren neuen großen Anführer sehen würden. Stattdessen sahen sie jetzt ein Bild von einen der schlimmsten Diktatoren unsere Geschichte. Ich trat wieder auf die Bühne um den Schüler die neue Situation zu erklären. Ich sagte ihnen, dass es keine nationale Bewegung und keinen Führer mehr gäbe. Ich versuchte ihnen klar zu machen, dass es so nicht weiter geh könnte, weil ihre Zukunft sonst so wie die der Jugendlichen im Nationalsozialismus aussähe. Ich sagte ihnen, dass sie die Gleichheit gegen den hohen Preis der Freiheit und eigene Meinungs- Bildung verkauft hatten. Weiter sagte ich ihnen, dass sie alle gute Nazis gewesen wären. Sie hatten sich die Uniform angezogen, den Kopf verdrehen lassen und zugelassen dass ihre Nachbarn verfolgt und vernichtet würden.
Ich erinnerte sie daran, dass wir das Experiment nur als erfolgreich bezeichnen könnten wenn wir alle daraus gelernt hatten und dem Faschismus keinen Platz mehr ließen. Am Ende wollte ich die Schuld nicht alleine auf die Schüler abwälzen, deshalb entschuldigte ich mich bei ihnen und nahm alle Schuld auf mich. Ich musste zugeben dass ich manchmal vielleicht zuviel zum Führer geworden war, als es mir lieb war.
Die Wirkung auf die Schüler war erschütternd. Alle Jungen und Mädchen standen auf und gingen aus der Aula. Manchen liefen Tränen über die Wange, Andere wichen den Blicken ihrer Nachbarn aus. Sie waren alle zutiefst entsetzt, dass sie so blind sein konnten. Die Welle existierte jetzt nicht mehr. Der Faschismus hatte endlich ein Ende.

Für mich ist die Welle ein Experiment, bei dem mir zeitweise die Kontrolle verloren ging, aber es erfüllte trotzdem noch seinen wahren Zweck.
Die Schüler haben gelernt, wie die Menschen im Nationalsozialismus so von der NSDAP begeistert sein konnten, dass sie ihr blind vertrauten. Ich hoffe, dass meine Schüler daraus gelernt haben und allem Neuen in ihrem Leben erst einmal kritisch gegenüber stehen.




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