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Schostakowitsch und der sozialistische Realismus - Referat
Schostakowitsch der sozialistische Realismus
Bevor 1932 der sozialistische Realismus als Leitlinie aller Künste wurde , herrschten im Musikleben der Sowjetunion zwei unterschiedliche Strömungen vor , die in scharfem Gegensatz zueinander standen Der Russische Verband der proletarischen Musiker ( RAPM ) propagierte den Proletkurs der Musik . Seine Mitglieder waren überwiegend Dilettanten, wie auch die Ideologie des Verbandes die Musik als bürgerlich ablehnte und nur Werke akzeptierte, die ausdrücklich propagandistischen Inhalt aufweisen .Zeitgenössische Strömungen wurden selbstverständlich als westlich und dekadent abgelehnt. Die ideologische Position des Verbandes lief darauf hinaus, dass nur noch einfache Lieder zum Lobe der Revolution und des Proletariats komponiert werden sollte, nicht aber Werke in herkömmlichen Formen.
Der Gegenpol zum RAPM bildete die 1924 gegründete Assoziation für Zeitgenössische Musik (ASM) ,die von diesem heftig bekämpft wurde. Mitglieder dieser Organisation waren so gut wie alle namenhafte Komponisten der Sowjetunion, was zur Folge hatte, dass die musikalischen Positionen ihrer Mitglieder äußerst heterogen waren. Maximilian Steinberg etwa war noch tief in der Musik der Romantik verwurzelt, Nikolai Mjaskowski hingegen modernisierte in diesen Jahren seine Tonsprache, währen Alexander Mosslow die totale Avantgarde repräsentierte.
Als Leitlinie galt jedoch unzweideutig, sich an den modernen westlichen Tendenzen zu orientieren ( etwa die Zwölftontechnik ). Auch in dieser Assoziation herrschte teilweise eine Art Proletkultur. Einige Mitglieder ( wie Mosslow) wollten Kunst „Industrialisieren“ , d.h. in Musikwerken z. B. den Rhythmus von Maschinen darzustellen. Ebenfalls wurden Kompositionen zum Lob des neuen Staates verfasst . Insgesamt verfolgte der Verband eine scharfe Abgrenzung von der Tradition. Als aber 1931 der im Grunde genommen konservative Mjaskowski die ASM verließ, folgten ihm viele Komponisten und die ASM löste sich allmählich auf. Nichtsdestotrotz verfolgten viele Komponisten weiterhin das Ziel einer Modernisierung der Musik.
Die Verkündigung des sozialistischen Realismus widersprach im Prinzip beiden Strömungen, da dies einerseits eine klare Ablehnung avantgardistischer Tendenzen, die sich allmählich zu einer art Tabu entwickelten, andererseits aber auch eine Abwesung des Dilattantismus als Postulat für alle Komponisten bedeutete. De facto stärkte die neue Ästhetik vor allem die Komponisten , deren musikaische Anschauungen weitgehend im19. Jahrhundert wurzelten und die vorher völlig in den Hintergrund geraten schiene,da offen eine Rückbesinnung auf alte Traditionen gefordert wurde . Dagegen wurde die ideologische Ausrichtung der Musik der „neuen Zeit“ angepasst. Daher wurde die neue Richtlinie auch eher konservatiben Komponisten (Reinhold Glirre, Michail Ippolitow-Iwanow , Sergej Wassilenko ) euphorisch begrüßt. Andere Komponisten wie Mjakowski oer Anatoli Alexandrow änderten ihren Stil erheblich, um der neuen Richtlinie gerecht zu werden.
Um 1932 kam die Gattung „Liedsymphonie“ zu ihrer Blüte. Bei der Liedesymphonie handelt es sich um eine Symphonie mit Gesang ( häufig Soli und Chor ) , deren Themen bewusst liedhaft und eingängig gestaltet sind. Die formalen Kriterien der Symphonie werden aber trotzdem bis zu eienm Gewissen Grad beibehalten. Der bekannteste , und oft als bester angesehener Vertreter dieser Gattung ist die Symphonie Nr. 4 op. 41 mit dem Titel „Poem auf einem Komsomolzen-Kämpfer“ von Lew Knipper. Das Thema des Finales dieser Symphonie wurde in der Sowjetunion zu einem beliebten Massenlied .
Zunächst aber war die Neue Ästhetik noch längst nicht allgemein durchgesetzt. Dimitri Schostakowitsch etwa schrieb weiterhin sehr kühne und moderne Werke wie seine vierte Symphonie und seine Oper „Lady Macbeth vom Distrikt Mzensk“. Im Jahr 1936 aber kam es zu einem einschneidenden Ereignis: nachdem Stalin Macbeth gehört hatte, erschien am 28. Januar in der Prawada ein Artikel namens „Chaos statt Musik“, in welchem die Oper scharf angegriffen wurde . Sowohl das Sujet als auch die Musik wurden als indiskutabel dargestellt, und sogar eine Art Drohung war enthalten („Dieses Spiel kann aber böse enden“ ). In den Zeiten der großen „Säuberungen“ verfehlte dieser Artikel seine Wirkung nicht, außerdem wurden in den folgenden Jahren moderne Komponiste wie Mosslow zeitweise verhaftet. Die Folge war, dass sich sämtliche Komponisten ab Mitte der 1930er Jahre am sozialistischen Realismus orientierten.
Dimitri Schostakowitsch stand ihr zwar eher skeptisch gegenüber, sah sich aber dennoch auf Grund der harschen Kritik von 1936 und 1948 gezwungen, in Werken wie der 5. Symphonie und mehr noch seinem Oratorium „Das Lied von den Wäldern“ op.81 auf die offiziellen Forderungen einzugehen und seine Tonsprache zu entschärfen.
Er setzte sich zu dieser Zeit mit verschiedenen zeitgenössischen Musikrichtungen wie Futurismus , Atonalität un Symbolismus auseinander, ist dabei trotzdem einen ganz eigenen Weg gegangen. Seine Musik ist eine Mischung aus Konvention und Revolution, die sich auf ein fundiertes kompositorisches Handwerk gründet und durch fantasievolle Instrumentierung und moderne Melodikund Harmonik besticht . Inspiriert wurde er durch die Werke zeitgenössischer Komponisten wie Igor Strawinski und Sergej Prokofjew, aber vor allem Gustav Mahler.
Der Komponist erhielt im März 1927 den Auftrag , für die Feierlichkeiten zum 10. Jahrestag der Revolution eine Art Hymne zu schreiben. Die Sinfonie ist eine seiner gewagtesten Kompositionen dieser Zeit. Bereits mit seiner im 2. Sinfonie schlägt Schostakowitsch jedoch den für ihn einzig möglich musikalischen Weg eines propagandistischen Auftragskomponisten für die Sowjetregierung ein. Doch hinter den anscheinenden Zugeständnissen an das kommunistische Regime versteckte Schostakowitsch a vielen Stellen eine Mischung aus Spott, Sarkasmus und Kritik an den politischen und gesellschaftlichen Zuständen.
Nachdem Schostakwitsch schon vor dem Krieg im Zentrum der Kritik stand , entzündete sich nach Debatten über zeitgenössische sowjatische Dichter und Literaten nun erneut Diskussion über moderne sowjetische Musik : Schstakowitsch wurde 1948 vom sowjatischen Komponistenverband un dessen Präsident
Tichon Chrennikow wiederum des Formalismus und der Volksfremdheit beschuldigt . Schostakowitschs Entgegnungen blieben verbal höflich, von seiner musikalischen Sprache wich er jedoch nicht ab und hatte daher eine absurde Situation zu bewältigen : Er war gleichzeitig in der ganzen Welt auf der Höhe des Ruhmes und galt doch zu Hause weiterhin als persons non grata , als ein Komponist , der an Stelle der gwünschten Arbeiterkantaten lieber Streichquartette und textlose Sinfonien schrieb. Nachdem Schostakowitsch durch Angriffe des Zentralkomitees seine Lehrämter verloren hatte, komponierte er zwar das oratorium „Das Lied von den Wäldern“ , den Stalinschen Aufforstunsplan preisend , doch zur selben zeit wurden andere wichtige Uraufführungen seiner Streichquartette totgeschwiegen.
1953 starb Stalin , und Schostakowitsch veröffentlichte seine 10. Sinfonie in e-moll , seine Abrechnung mit dem Diktator. Nach dem Zeugnis seines Sohnen Maxim beschreibt der Komponist „das schrekliche Gesicht Stalins“ .Es ist ein Werk der Trauer und des schmerzes . Aber Schostakowitschs Abrechnung ist noch nicht abgeschlossen.1957 folgte die 11. Sinfonie mit dem Titel „Das Jahr 1905“ 1905 bezieht sich auf den Petersburger Blutsonntag , als der Zar auf eine unbewaffnete Menschenmenge schießen ließ, die ihm eine Bittschrift zukommen lassen wollte. An diesen Zwischenfall, der über 1000 Menschenleben forderte , sollte mit der 11. Sinfonie erinnert werden – oder aber es war eine Entschuldigung an das Ungarische Volk dass ein jahr zuvor von sowjetischen Truppen überfallen und unterdrückt wurde.
Erneute Diskussionen folgten , daoch nach und nach errang S. wieder mehr Anerkennng in der Sowjetunion , begünstigt vor allem durch zahllose Aufführungen und Ehrungen im Ausland wie zum Beispiel die Ehrendoktorwürde der Universität Oxford.Nach der Uraufführung der 12. Sinfonie erfolgte Schostakowitschs Aufnahme in die Kommunistische Partei der Sowjetunion. Er durfte wieder unterrichten und Wiederaufführungen von Lady Macbeth fanden in einer überarbeiteten Fassung als „Katarina Ismailova“ statt.
Dieses Referat wurde eingesandt vom User: philu
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