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Schriftsteller des Dorotheenstädtischen Friedhofs - Referat
Einführung
„Die Friedhöfe liegen voller Menschen,
ohne die die Welt nicht leben konnte.“
(Irisches Sprichwort)
Viele bekannte, aber auch einige inzwischen in Vergessenheit geratene Schriftsteller sind auf den Friedhöfe der Welt beigesetzt. In dieser Arbeit geht es speziell um die deutschsprachig Schreibenden auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin. Es ist eine Auswahl der wichtigsten Autoren ihrer Zeit.
Neben der Tatsache, dass sie alle auf demselben Friedhof begraben wurden, gibt es noch andere Fakten, die sie gemeinsam haben. Vieles ist aber auch unterschiedlich, beziehungsweise noch im Dunkel liegend. Im Folgenden wird versucht, einiges davon zu klären, anderes zu vermuten.
Auffällig bei der Lebensgeschichte der Schriftsteller ist, dass alle in irgendeiner Form mit dem Kommunismus zu tun hatten. Bei einigen war die politische Überzeugung schon früh da, bei anderen kam sie erst im Laufe der Zeit zustande.
Diese politische Einstellung brachte allen Auseinandersetzungen mit den Nationalsozialisten ein. Ihre Bücher wurden verbrannt und verboten. Die Autoren wurden inhaftiert und mussten emigrieren, ihnen wurde die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt.
Um diesen Maßnahmen zu entgehen, änderte Arnolt Bronnen seine Ideologie und bekannte sich zum Nationalsozialismus. Ähnlich war es bei Bodo Uhse. Er gehörte zuerst der NSDAP an. Als dies auch nichts nutzte, flohen beide und wendeten sich von Rechts ab und dem Kommunismus zu. Einige der Schriftsteller lernten sich im Exil kennen oder kannten sich von früher, und beeinflussten sich dadurch gegenseitig. Viele arbeiteten während dieser Zeit bei „Exilzeitschriften“.
Die Meisten von ihnen kehrten nach Deutschland zurück. Wenige starben vor ihrer Rückkehr .
Auf Grund ihrer politischen Einstellungen lebten diese kommunistisch geprägten Schriftsteller in der DDR. Sie wurden Staatsdichter, bekamen Staatspreise, wurden Präsident des PEN-Zentrums (internationaler Verband von Schriftstellern) oder der Akademie der Deutschen Künste, waren umstritten und beliebt. Und alle lebten in Berlin.
Doch nicht alle starben auch in Berlin. Heinrich Mann starb in der USA und Hans Rehfisch in der Schweiz. Trotzdem wurden sie auf einem Berliner Friedhof begraben, alle auf dem „Prominentenfriedhof“. Was hat dieser Friedhof, was andere nicht haben? Wer veranlasste die Verlegungen? Welchen Grund gab es, ausgerechnetauf diesem bestimmten Friedhof die letzte Ruhe finden zu wollen?
Ein ausschlaggebender Grund war wohl, dass Brecht auf diesem Friedhof beigesetzt werden wollte. Er starb zeitlich gesehen vor seinen Freunden und Bewunderern. Am 15. März 1955 schrieb er an die Akademie deutscher Künste: „Im Falle meines Todes möchte ich nirgends aufgebahrt und öffentlich aufgestellt werden. Am Grabe soll nicht gesprochen werden. Beerdigt werden möchte ich auf dem Friedhof neben dem Haus, in dem ich wohne, in der Chausseestraße.“
Es ist also anzunehmen, dass engere Freunde (Johannes R. Becher, Arnolt Bronnen, ...) daraufhin den gleichen Wunsch hatten. Von Heiner Müller ist bekannt, dass er auf demselben Friedhof wie sein Idol Brecht beigesetzt werden wollte.
Bei einigen wird es schlicht und einfach daran gelegen haben, dass sie in Berlin und speziell in dem Stadtviertel (Friedrichstadt) wohnten und auch gestorben sind.
Arnolt Zweig wurde zuerst auf einem jüdischen Friedhof nach mosaischen Riten beigesetzt. Später intervenierte die DDR- Regierung und „überzeugte“ die Witwe, ihren Ehemann auf den „Prominentenfriedhof“ zu verlegen. Warum hatte die Regierung der DDR ein Interesse daran, seine Schriftsteller auf einem einzigen Friedhof beigesetzt zu wissen? Wollte sie sich mit ihnen schmücken oder als Aushängeschild benutzen?
Diese Fragen lassen sich nicht 100%ig klären, da es viele Vermutungen gibt und ich bei meinen Recherchen keine konkreten Hinweise gefunden habe.
Das besondere Flair des Friedhofes führte dazu, dass Wolf Biermann ein Lied über diesen schrieb beziehungsweise, dass Personen des öffentlichen Lebens aus dem Theater (Schauspieler: Helene Weigel, Bernhard Minetti) sich auch zur heutigen Zeit ihre Ruhestätte auf diesem wünschen .
Der Friedhof gilt als besonders schön und ruhig, trotzdem er zwischen zwei Hauptverkehrsstraßen Berlins liegt. Er ist zu einem Kleinod geworden.
Unabhängig von den genannten Personen befindet sich auf dem Friedhof eine Gedenktafel, die an die Mitglieder des Umsturzversuches vom 20. Juni 1944 (Dietrich Bonhoeffer, Rüdiger Schleicher, von Dohnanyi..) erinnert
Geschichte der Berliner Friedhöfe
Die Friedhöfe des 18. Jahrhunderts waren Wiesenflächen, die um die Kirchen herum lagen. Da sie meistens die einzigen Freiflächen waren, fanden dort häufig Märkte und Feste statt. Eine Veränderung der Einstellung der Menschen kam im Laufe der Aufklärung zu Tage, da man dachte, die Verwesungsgerüche seien gesundheitsgefährdend. 1717 wurde ein Kabinettsorder erlassen, nach dem die Friedhöfe innerhalb der Stadt aufgehoben und die Toten außerhalb bestattet werden sollten. Die neuen Friedhöfe lagen wie ein Ring um die Stadt herum.
So entstanden vier Friedhöfe vor dem Oranienburger Tor, das am Anfang der Chausseestraße stand und bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhundert dort blieb. Diese vier Friedhöfe gehörten der Charité, der St. Hedwigsgemeinde, der französisch- reformierten Gemeinde und der dorotheenstädtischen und friedrichswerderschen Kirchengemeinde. Bis heute sind nur noch die beiden letztgenannten Friedhöfe erhalten.
1794 wurde ein Landrecht erlassen, nachdem „in Kirchen und in bewohnten Gegenden keine Leichen beerdigt werden durften“. Allerdings blieben viele Friedhöfe innerhalb von Wohngebieten weiterhin in Betrieb.
Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten städtischen Friedhöfe. Diese waren ausschließlich Armenfriedhöfe. Denn mit der Industrialisierung stieg die Bevölkerungszahl und damit auch die Zahl der Mittellosen. Die steigende Sterberate führte schnell zu einer Überfüllung der vorhandenen Friedhöfe. Größere Friedhöfe wurden, zum Teil weit außerhalb Berlins angelegt.
Während des dritten Reiches wurden viele Friedhofsflächen abgerissen und in Bahnhöfe oder große Verkehrsachsen umgewandelt. Aufgrund der vielen Toten nach dem 2. Weltkrieg wurden Parkanlagen in Notfriedhöfe umgestaltet. Viele Notbestattungen fanden auch in privaten Gärten statt. Als sich die Lage normalisiert hatte, wurden diese Toten umgebettet.
Nach der Teilung Berlins entwickelten sich die Friedhofswesen im West- und Ostteil unterschiedlich. Im westen gab es eher zu wenig Friedhöfe. Deutlich wird das zum Beispiel im Jahre 1969/70: Während einer Grippeepidemie Starben in kurzer Zeit so viele Menschen, dass man sie notdürftig in U-Bahnhöfen und Gewächshäusern unterbrachte.
Die Geschichte des Friedhofs der Dorotheenstädtischen und Friedrichwerderschen Gemeinde
Der dorotheenstädtische Friedhof galt zur Zeit der DDR schon als Prachtstück. Er wurde von seinem Verwalter, Kurt Springer, zu diesem gemacht und galt und gilt als der „Prominentenfriedhof“ von Berlin.
1674 bekam die Dorotheenstadt, die nach der Kurfürstin Dorothea benannt wurde, das Stadtrecht. 1678-87 ließ diese dort die erste protestantische Kirche errichten. Auf dem dazugehörenden Kirchhof wurden viele kurfürstliche Beamte (Johann Arnold Nering,..) bestattet und ihre Grabmäler von bekannten Bildhauern (Johann Gottfried Schadow,...) geschaffen.
Eines der schönsten stand in der Kirche und war dem Sohn Friedrich Wilhelms II., Alexander Graf von der Mark gewidmet. Es zeigt den Knaben und den Gott Amor auf einem Sarkophag ruhen. In einem Tympanon über dem Sarkophag sind die Moiren Klotho, die den Lebensfaden spinnt, Lachesis, die im Buch des Verhängnis liest und Atropos, die den Faden zerreißt, dargestellt.
Im 2. Weltkrieg brannte die Kirche aus und wurde 1965 abgerissen. Nach dem zweiten Weltkrieg verwilderte der Kirchhof und wurde nach dessen Abriss zu einem Parkplatz umgewandelt. Viele Grabmäler sind dabei zerstört worden. Unter anderem das des Botanikers Professor Dr. Johann Gottlieb Gleditsch, nach dem der Christusdorn benannt wurde.
Dieses Referat wurde eingesandt vom User: wonne-sonne
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