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Selbstreguliertes Lernen - Referat
Weinert (1982) sieht Lernen als selbstreguliert, wenn der Lernende die Möglichkeit hat, wesentliche Entscheidungen, ob, was, wann, wie und woraufhin er lernt, gravierend und folgenreich beeinflussen kann. Götz und Nett (2017) benennen einige Aspekte selbstregulierten Lernens. Die Lernenden haben zunächst die Möglichkeit, sich eigenständig und eigenmotiviert Ziele zu setzen, sowie auch Lernstrategien auszuwählen, die zur Erreichung dieser Ziele führen. Des Weiteren ist es den Lernenden möglich, den aktuellen Ist-Zustand mit dem Soll-Zustand zu vergleichen und den Lernprozess anhand der Bewertung zu modifizieren und optimieren. Hattie zeigt anhand der Metaanalyse von Studien, dass selbstreguliertes Lernen einen positiven Einfluss auf den Lernerfolg hat und betont dabei vor allem metakognitive Fähigkeiten.
In Bezug auf Selbstreguliertem Lernen spielen Lernstrategien eine zentrale Rolle. Götz und Nett (2017) definieren diese als Kognitionen und Verhaltensweisen, welche vom Lernenden gezielt eingesetzt werden, um den Lernprozess zu initiieren, aufrecht zu erhalten und zu verbessern.
Baumert et al. unterscheiden zwischen verschiedenen Arten von Lernstrategien: kognitive, metakognitive und ressourcenbezogene Lernstrategien.
Kognitive Lernstrategien dienen der unmittelbaren Informationsaufnahme, -verarbeitung und -speicherung. Konkrete Strategien sind das Memorieren und Elaborieren. Das Memorieren entspricht dem sturen Auswendiglernen, beispielsweise durch Wiederholung des Stoffes oder Nutzung von Karteikarten. Nach Mayer haben Schülerinnen und Schüler, welche Informationen mechanisch Auswendiglernen, allerdings Probleme, diese Informationen auf neue Aufgaben anzuwenden. Eine effektivere Strategie ist das Elaborieren. Dabei findet eine Erweiterung der Informationen statt, indem man sich Zeit nimmt, um über diese Inhalte nachzudenken, Vorwissen aktiviert und neue Inhalte mit diesem verknüpft. Dies kann durch die Erstellung von Concept-Maps und kritischem Hinterfragen geschehen. Zudem werden Mnemotechniken aufgeführt. Diese reichern Informationen mit Verknüpfungen an, um die Behaltensleistung zu verbessern. Beispiele hierfür sind die Loci-Methode, bei der Lerninhalte mit konkreten Orten verknüpft werden, oder die Schlüsselwortmethode, bei dem Lerninhalte mit Eselsbrücken verknüpft werden. Atkinson et al. stellen jedoch heraus, dass die Schlüsselmethode nur effektiv ist, wenn Lernende die Schlüsselwörter selbst überlegten.
Metakognitive Lernstrategien dienen der Erfolgskontrolle der eigenen Lernschritte. Dazu gehören Prozesse des Planens, Überwachens und Regulierens des Lernens. Ein Zusammenhang zwischen häufiger Nutzung metakognitiver Lernstrategien und Lernerfolg konnte durch Lindner et al. nachgewiesen werden.
Ressourcenbezogene Lernstrategien dienen dazu, den eigentlichen Informationsverarbeitungsprozess indirekt zu unterstützen. Kognitive und metakognitive Strategien können nur dann erfolgreich verlaufen, wenn notwendige Ressourcen aktiviert werden. Dazu gehören Zeit, Aufmerksamkeit, Motivation und Lernumgebung.
Der Ablauf selbstregulierten Lernens kann durch Modelle beschrieben werden. Man unterscheidet zwischen hierarchischen Modellen, welche die Komponenten selbstregulierten Lernens beleuchten, und Prozessmodellen, welche den zeitlichen Ablauf fokussieren.
Das Dreischichtenmodell nach Boekaerts (1999) ist ein hierarchisches Modell, welches Lernen als eine komplexe Interaktion zwischen kognitiven, metakognitiven und motivationalen Regulationsprozessen sieht, die im Modell als drei konzentrische Kreise dargestellt werden. Ebenen, welche außen liegen, sind notwendige Voraussetzungen für innen liegende Ebenen.
Die innerste Ebene der Regulation des Verarbeitungsmodus umfasst den eigentlichen Lernprozess, d.h. den Einsatz von konkreten kognitiven Lernstrategien, die der Lernende auch effizient und sinnvoll nutzen können muss.
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Die mittlere Ebene entspricht der Regulation der Lernprozesse, d.h. die Wahl und den Einsatz metakognitiver Strategien, d.h. Planung, Monitoring und Regulation des Lernprozesses. Schraw zeigt auf, dass SuS, die metakognitive Fähigkeiten besitzen, eine bessere Lernleistung aufweisen.
Die äußere Ebene beschreibt die Regulation des Selbst. Innerhalb dieser werden ressourcenbezogene Prozesse geregelt. Lernende müssen sich um ihre Ressourcen bewusst sein (Motivation, Aufmerksamkeit, Lernumgebung, Zeit…) und diese einteilen können.
Schmitz (2001) beschreibt ein Prozessmodell des selbstregulierten Lernens. Schmitz unterteilt den Lernprozess in drei aufeinanderfolgende Phasen: die präaktionale Phase, aktionale und postaktionale Phase.
In der präaktionalen Phase muss der Lernende den eigentlichen Lernprozess durch kognitive und metakognitive Strategien vorbereiten und sich Ziele festsetzen. In der aktionalen Phase werden die Lernhandlungen umgesetzt und die geplanten Lernstrategien eingesetzt. Währenddessen versucht der Lernende, den Lernprozess möglichst aufrechtzuerhalten, was volitionale Kompetenzen erfordert. Zudem kommt es in dieser Phase zum Monitoring, d.h. das aktuelle Lernverhalten wird mit dem ursprünglich geplanten Verhalten verglichen und ggf. angepasst, sodass geplante Ziele realisiert werden können. Nett et al. zeigen in ihrer Studie auf, dass Lernende, welche Monitoring häufig anwenden, erfolgreicher sind.
In der abschließenden postaktionalen Phase wird der Lernprozess bewertet und liefert somit eine Grundlage für die Einschätzung für folgende Lernprozesse.
Selbstreguliertes Lernen ist nicht automatisch für jeden Lernenden gleich verfügbar. Eine Anwendung der Strategien muss erst erlernt werden. Flavell beschreibt die Phasen der Strategieanwendung anhand dreier Defizite, die sich ergeben. So haben jüngere Kindergartenkinder noch keine Vorstellung von Lernstrategien und können diese nicht selbst produzieren oder nutzen bzw. Strategien anwenden, die sie gezeigt bekommen. Man spricht von der Phase des Mediationsdefizites. In der Phase des Produktionsdefizites (ca. Vorschulalter) kann das Kind zwar von sich aus keine Strategien produzieren, jedoch gezeigte Strategien anwenden. In der Phase des Nutzungsdefizites (Grundschulalter) kann das Kind Strategien von sich aus produzieren und nutzen, jedoch ist diese nicht effektiv und zeigt keine Leistungssteigerung.
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