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Soll die Idee der Einführung der Gemeinschaftsschulen durchgesetzt werden? - Referat
Bei dem Konflikt um die Einführung der Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg gibt es zwei sehr klar abgrenzbare Seiten. Für die Einführung spricht sich die Koalition mit Grüne und SPD aus. Unterstützt wird sie in diesem Punkt von der Linken. Gesellschaftlich vertreten sie die Mehrheit der progressiven Wählerschaft, während sich die Gegenseite aus der konservativen Gesellschaft zusammensetzt. Vertreten wird ihre Meinung durch die CDU und FDP, die sich gegen die Gemeinschaftsschule aussprechen.
Einer der größten Probleme im Bereich Bildungspolitik stellt laut SPD die soziale Ungerechtigkeit schwacher oder bildungsferner Schichten da. Laut SPD-Kultusminister Andreas Stoch soll in Baden-Württemberg für „mehr Bildungsgerechtigkeit“, sowie Chancengleichheit gesorgt werden. So soll der enge Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg aufgelöst werden, erklärte SPD-Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer.
Des Weiteren soll für die Sicherheit der existenzgefährdeten Schulen gesorgt werden. Vor allem in den betroffenen ländlichen Gegenden, wo die Schülerzahl rapide sinkt, können so Schulen durch Zusammenführen der Haupt- und Realschule weiterhin bestehen.
Aufgrund dieses Zusammenschlusses kann jeder Schüler den bestmöglichen Bildungsabschluss erreichen, da der voraussichtliche Abschluss bei einer Gemeinschaftsschule nicht schon von vornerein festgelegt ist. Besteht bisher bei vielen Gemeinschaftsschulen noch nicht die Möglichkeit, dort Abitur zu machen, können sie nach der 10.Klasse auf ein allgemeinbildendes oder berufliches Gymnasium wechseln, um dort das Abitur/die Fachholschulreife zu absolvieren. Jedoch besteht die Möglichkeit, das Abitur direkt in der Gemeinschaftsschule zu absolvieren, falls es mindestens 60 Schüler für eine Klassenstufe 11 gibt. Dadurch können die Bildungschancen und der der Bildungserfolg erhöht und die Lernmotivation gesteigert werden, da nach diesem Konzept mehr Schüler den mittleren Bildungsabschluss machen können.
Wichtig bei der Idee einer Gemeinschaftsschule ist neben der Bildung auch die Vermittlung von gesellschaftlichen Werten. Nach Meinung der Grünen soll gegenseitiges Helfen und Solidarität übermittelt werden, indem Schüler in heterogenen Klassen unterrichtet werden. Schwächere Schüler können von leistungsstarken profitieren und andersherum lernen Schüler Hilfsbereitschaft und Solidarität, wodurch eine Gemeinschaft entsteht.
Währen die Schüler zusammen lernen und sich gegenseitig unterstützen sollen, soll gleichzeitig jeder einzelne Schüler auch individuell stark gefördert werden. Denn das individuelle Lerntempo in jedem Fach bietet die beste Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu entdecken und auszubauen. Dadurch sollen Lernfrust und Minderwertigkeitskomplexe vermieden werden und das Sitzenbleiben abgeschafft werden. Daneben soll auch die Notengebung bis zu einer bestimmten Klassenstufe abgeschafft werden. Stattdessen sollen Eindrucksbeschreibung gegeben werden, die die Eltern ebenso über den Leistungsstand ihres Kindes informieren sollen. Eingelenkt wurde jedoch, dass auf Wunsch immer noch Notenwerte für jedes einzelne Fach festgelegt werden können.
Die CDU und FDP dagegen sieht das Sitzenbleiben und die Notengebung nicht nur als eine demotivierende Erfahrung an, sondern auch als eine wichtige Erfahrung in Bezug auf das spätere Berufsleben, in dem auch Scheitern und Leistungserwartungen dazugehören. So kann es gleichzeitig auch ein bereicherndes Erlebnis sein. Abgesehen davon erscheint so der Eindruck der Toleranz von unmotivierten und unlustigen Schülern und einer Schule der Beliebigkeit, was ihrer Meinung nach verhindert werden sollte.
Auch in den anderen Punkten unterscheidet sich die Meinung der CDU und FDP grundlegend von der der Fraktion SPD/Grüne.
Die Koalition spricht sich deutlich gegen die Gemeinschaftsschule und für das Weiterbestehen des bisherigen dreigliedrigen Schulsystems aus. Grund dafür ist die bisherige große Zufriedenheit der CDU/FDP in der Bildungspolitik. Nach Angaben von der CDU-Landtagsfraktion hat Baden-Württemberg die geringsten Wiederholerzahlen und Jugendarbeitslosigkeit und fast 76% aller Schüler erhalten den Mittleren Bildungsabschluss.
Außerdem sollen die Schüler geschützt werden, die als Erste das neue Konzept der Gemeinschaftsschule an den 87 2013/2014 neu gestarteten Schulen in Baden-Württemberg testen und nicht als „Experimentiergut“ enden sollen. Denn da bisher nur wenig über das bisherige Konzept rückmeldet werden kann, lässt sich über die Erfolge der neuen Schulform noch nicht viel sagen. Deswegen will die Koalition für eine korrekte und angemessene Bildung aller Schüler sorgen, was ihrer Meinung nach bei einer Gemeinschaftsschule nicht zu 100% gewährleistet werden kann.
Ein großes weiteres Problem stellen die Kosten dar, die bei der Einführung dieser Schulform anfallen würden. Zum einen werden für die kleineren Klassen mehr Lehrkräfte sowie neue Fachräume benötigt. Zum anderen müssen für das neue Konzept neue Lehrpläne erstellt werden und die Lehrer zu neuen Fortbildungen geschickt werden, damit die Lehrer auch ihren neuen Unterricht erfolgreich durchführen können.
Diese neuen Lehrpläne und die neue Schulentwicklung sei aber bisher noch überhaupt nicht konkret festgelegt worden. Die Vorstellung beruht also bisher häufig nur auf einer ideologischen und theoretischen Idee, ohne ein festes Konzept zu haben. Die individuelle Förderung beispielsweise wird sich möglicherweise als schwierig gestalten, da dies bisher nicht einmal in homogenen Klassen möglich war und so höchstwahrscheinlich scheitern wird.
Deshalb sieht es die CDU/FDP als Ungerechtigkeit an, dass eine neue Schulform so stark gefördert wird, ohne die möglichen Erfolge oder Misserfolge voraussagen zu können. Sie befürchten, dass die neue Schulform nur ein „neues Türschild“ für die Hauptschulen und Werkrealschulen bildet, da der Großteil der Gymnasiasten und leistungsstarke Schüler mit Sicherheit weiterhin das Gymnasium besuchen wird. So wird die Förderung keinen Erfolg bringen und gleichzeitig die anderen Bildungsstätten benachteiligt werden.
Besonders verärgert sind die Gegner, wie die CDU-bildungspolitischen Sprecher Peter Hauck und Georg Wacker, über die Tatsache, dass die Gemeinschaftsschule häufig als „Rettungsschirm“ für gefährdete Standorte dient, in denen im Moment sinkende Schülerzahlen zu bemerken sind und die durch Zusammenschluss einzelner Schulen gerettet werden sollen. Und diese standortpolitische Maßnahme, wie bereits erläutert, zulasten der anderen Bildungseinrichtungen.
Zuletzt sind die Kritiker der Gemeinschaftsschule der Meinung, dass die bisherigen Umfragen und Volksabstimmungen über die Schulform beachtet werden müssen. Besonders betont wird dabei das Umfrageergebnis in Bad Saulgau, bei dem 65,19% gegen die Einführung der Gemeinschaftsschule gestimmt hatten. In diesem Fall konnte dies doch nichts verändern, da durch die zu geringe Wahlbeteiligung von <25% der Bevölkerung die Abstimmung nicht gezählt wurde. Dennoch ist FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke dass „Bad Saulgau zeigt: Zwei Drittel der Menschen im Land wollen die Gemeinschaftsschule nicht.“
Als Hinweis kann hier aufgeführt werden, dass die Akzeptanz und Befürwortung der Gemeinschaftsschule in den verschiedenen Bundesländern stark variiert. Desweiteren gibt es in mehreren Bundeländern bereits Alternativvarianten dieser Schulform, die je nach Ort beispielsweise Sekundarschule oder Regionale Schule genannt wird. Je nachdem, ob die alternative Schulform schon über Jahre hinweg besteht oder erst wie in Baden-Württemberg vor der Einführung steht, überwiegt die Skepsis mehr oder weniger. Dazu einige Umfrageergebnisse in einer kurzen Zusammenfassung:
Während, durch eine Umfrage ermittelt, in Bad Saulgau 65,9% gegen eine Gemeinschaftsschule gestimmt hatten und sich auch bei einer Internetumfrage in Karlsruhe 65,15% gegen solch eine Schulreform ausgesprochen hatten und 31,05% dafür, sah das Ergebnis in Hessen anders aus. Hier stimmten nur 45% gegen die Gemeinschaftsschule und mit 49% die Mehrheit für die Einführung. In Berlin, wo es bereits seit 2009 Gemeinschaftsschulen gibt, wollen 21% der Eltern ihre Kinder nicht auf eine Gemeinschaftsschule schicken wollen während 2009 34% bzw. 2010 45% der Eltern dagegen sicher sind, ihre Kinder dorthin schicken zu wollen.
Bildung eines politischen Urteils
Im folgenden Text soll bewertet werden, ob die Idee der Einführung von Gesamtschulen umgesetzt werden soll. Dazu soll diese politische Streitfrage auf die Kriterien Legalität, Effizienz, Legitimität und Verantwortbarkeit überprüft werden.
Zu Beginn soll untersucht werden, ob der Lösungsvorschlag legal ist. Da der Landtag am 18. April 2012 das Schulgesetz in der Landesverfassung für Baden-Württemberg geändert hat, widerspricht er weder gegen bestehende Gesetze, noch gegen bestehende Regelungen. Denn in dem Gesetzesentwurf für die Gemeinschaftsschule werden die pädagogischen Konzepte aufgelistet, sowie die Rahmenbedingungen aufgezeigt. Weil diese nun im Schulgesetz verankert sind, ist die Lösung zu 100% legal.
Durch die Einführung der Gemeinschaftsschule und der Zusammenschluss mehrerer Schulen kann ein Großteil der Bildungseinrichtungen davor bewahrt werden, schließen und ihren Standort aufgeben zu müssen. Außerdem werden Schüler nicht mehr sozial benachteiligt und Hauptschüler nicht mehr ausgegrenzt, weil das die Schüler nicht mehr in verschieden Schulen aufgeteilt werden. Dadurch wird einer steigenden Abgrenzung der Hauptschule mit leistungsschwachen Schülern entgegengewirkt. Desweiteren wird die Vermittlung falscher Werte verhindert, da keine Trennung nach der 4. Klasse stattfindet und die darauf folgende soziale Selektion nicht stattfindet. Ein weiterer positiver Effekt ist die individuelle Förderung der Schüler durch das neu angelegte Konzept, dass auf die Förderung der eigenen Stärken zielt und jeden Schüler dabei einzeln stärken will. Durch die vielen positiven Effekte wirkt es also auf den ersten Blick sehr effizient.
Problematisch sind die Kosten, die dabei anfallen. Zum einen werden zusätzlich Lehrer und Fachräume und zum anderen neue Lehrpläne und Fortbildungen benötigt, um das neue Konzept erfolgreich umsetzen zu können. Das heißt es wird deutlich mehr Geld für diese Schulform benötigt, als für das bisherige dreigliedrige, schon seit langem laufende Schulsystem.
Dennoch kann der Lösungsvorschlag als effizient angesehen werden, da es sowohl an den Ursachen angreift, als auch die negativen Folgen verhindert. Es bringt also einen sehr großen Nutzen, wobei auch nicht zu beachtende Kosten entstehen. Doch sollte das Konzept erfolgreich sein, werden sich diese in Zukunft auszahlen.
Nun soll untersucht werden, welche Werte bei dieser Entscheidung berücksichtigt und welche nicht berücksichtigt wurden. Bei den berücksichtigten Werten ist zuerst die soziale Gerechtigkeit zu nennen. Sie ist eines der größten und wichtigsten Ziele, das man durch die Einführung der Gemeinschaftsschule erreichen will. Denn durch die Entkoppelung der Abhängigkeit von sozialer Herkunft und Bildungserfolg wird eine gerechte Bildung und Chancengleichheit erschaffen. Zu schaffen ist dies, wie bereits erläutert, durch die fehlende frühe Trennung nach Klasse 4. Ebenso wichtig in diesem Bereich ist die Individualität der einzelnen Schüler, die nicht nur berücksichtigt, sondern zudem noch besonders gefördert werden soll. Unterschiedliche Schüler sollen in heterogenen Klassenverbänden individuell nach ihren Kenntnissen Aufgaben bekommen und folglich differenzierte Leistungen erbringen. Diese können je nach Fach variieren. So soll für bessere Bildung gesorgt werden. Ein weiteres Ziel in pädagogischer Hinsicht ist die Vermittlung der Werte Solidarität und Hilfsbereitschaft durch das angestrebte gegenseitige Helfen und Unterstützen sollen diese Kompetenzen gefördert und übermittelt werden. Die Befürworter der Gemeinschaftsschule halten diese Werte für eine große Bereicherung und neben dem Unterrichtsstoff für lohnenswert. Zuletzt wird die Sicherheit für die existenzgefährdeten Schulen berücksichtigt. Schulen haben die Chance, sich zusammenzuschließen und weiter bestehen zu können und Lehrer die Möglichkeit, weiter unterrichten zu können und das sogar auf eine neue Lernmethode. So müssen einzelne Bildungseinrichtungen nicht schließen und die damit verbundenen Arbeitsplätze gesichert werden.
Für diese Sicherheit müssen jedoch auch andere Interessen zurückgestellt werden. Beispielsweise wird nicht die Sparsamkeit berücksichtigt, die nach Meinung der Gemeinschaftsschulen Gegner zurzeit angebracht wäre und bei der Einführung nicht möglich wäre. Ganz im Gegenteil es würden in den nächsten Jahren noch beträchtliche Summen anfallen, um die Kosten für zusätzliche Lehrer, Fortbildungen, neue Lehrpläne und Fachräume bezahlen zu können. Man vernachlässigt also dabei auch die Gerechtigkeit, da den Gemeinschaftsschulen das Geld zu Teil werden würde, den anderen Bildungseinrichtungen aber nicht. Ebenso vernachlässigt wird der Schutz der Schüler, die das neue Konzept „testen“. Denn da es keine Garantie dafür gibt, dass die Lehrpläne erfolgreich sein werden, haben viele Eltern oder Gegner Angst, die Schüler werden als „Experimentiergut“ enden. So besteht für die ersten Starterschulen und deren Besucher letztendlich ein Risiko, was den Erfolg angeht. Ein weiterer Aspekt, der hier aufgeführt werden muss, ist die Beschränkung der Gemeinschaftsschule in Bezug auf die Bildungsabschlüsse. Bisher ist in den meisten Starterschulen noch kein Abitur möglich und auch bei dem Großteil der Konzepte wurde das Abitur noch nicht mit einbezogen. Schüler die also nach der Erreichen des Realschulabschlusses noch weitermachen möchten, müssen sich danach bewerben, um ein berufliches Gymnasium besuchen zu können. Die Alternative dazu wäre gleich von Anfang an ein Gymnasium zu besuchen, wenn schon feststeht, dass man den höchsten Bildungsabschluss erreichen möchte. Also stehen einem beim Besuch der Gemeinschaftsschule nicht alle Wege offen, die man dort beenden kann, sondern man müsste an eine andere Schule wechseln, um dies zu tun. Zuletzt besteht noch die Problematik, falls das theoretische, pädagogisch angelegte Konzept nicht funktioniert. Denn man hat sich bisher sehr wenig mit Alternativen oder Problemlösungen befasst, die bei Konflikten oder Problemen im heterogenen Unterricht verwendet werden können. Grund für die nötige Befassung mit Alternativen ist die Unsicherheit vieler Lehrer und Eltern, die sich nicht vorstellen können, wie Individualität und individuelle Förderung möglich sein sollen, wenn das bisher noch nicht einmal in homogenen Klassenverbänden möglich war. Es wird kritisiert, dass die bisherigen Erfahrungen aus gleichartigen Klassen nicht berücksichtigt werden und eine Gemeinschaftsschule mit Individualität eigentlich unmöglich und nicht realisierbar sei.
Zum Schluss soll noch die Verantwortbarkeit überprüft werden. Dabei stellt man sich die Frage, ob man bereit ist die (negativen) Folgen zu tragen. Zuerst einmal stellen die hohen Kosten ein Problem dar, doch überlegt man wie die Situation in ein paar Jahren aussieht, wirkt dies nicht mehr so problematisch. Nachdem die Schulen auf das veränderte System umgestellt worden sind, reduzieren sich die Kosten auf ein Maß, ähnlich wie derzeit auch an den anderen Schulen, die Kosten werden zurückgehen. Außerdem lohnt sich das Geld, wenn es danach Studenten und Auszubildende mit verbesserten Leistungen und Qualifizierungen gibt, die den Arbeitgebern zu Gute kommen. Auch die beschränkte Möglichkeit der Bildungsabschlüsse sieht nur auf den ersten Blick problematisch aus. Zum einen können Schüler meist problemlos auf ein berufliches Gymnasium wechseln, falls der Wunsch besteht, die Schulausbildung zu verlängern. Zum anderen wird bereits an Möglichkeiten gearbeitet, um so früh wie möglich auch das Abitur an allen Gemeinschaftsschulen anbieten zu können. So wird es in vielen Schulen in naher Zukunft möglich sein, dort die Schule mit dem Abitur zu beenden. Zuletzt kann genannt werden, dass es bisher hauptsächlich positive Rückmeldungen und Eindrücke über die Gemeinschaftsschule gab, und die Zustimmung über die neue Schulform in Orten, in denen solche Schulen an den Start gegangen sind, zunehmend wächst. Alles in allem wirkt deswegen die Einführung der Gemeinschaftsschulen verantwortbar, da die Folgen nicht gravierend sind und einige negative Effekte und Probleme, die durch die Einführung entstehen, in naher Zukunft abgeschwächt oder verschwinden werden. Deshalb ist das Projekt verantwortbar und vertretbar.
Auch meiner Meinung nach ist die Idee und das Ziel der Gemeinschaftsschule sehr gut und sinnvoll. Allerdings finde ich, dass das Konzept noch detaillierter besprochen und ausgereift sein müsste, bevor man die Testschulen an den Start lässt. So könnte man vermeiden, dass von vielen Seiten befürchtet wird, die neue Schulform habe keine genauen Bildungspläne etc. Außerdem denke ich, dass die neuen Schulen zwar keine Erfolgsgarantie haben aber es kann zu einem großen Teil auf viele Erfolgserlebnisse von anderen Bundesländern wie Schleswig-Holstein und Ländern wie Schweden vertraut werden. Diese machen derzeit positive Erfahrungen und in einigen Schulen soll es auch leistungssteigernde Entwicklungen geben. Im Gegensatz dazu ist Deutschland eines der wenigen Länder, in dem es bisher hauptsächlich das Teilungssystem nach der 4. Klasse gibt. Es lässt sich daraus jedoch keine höhere Schülerleistung als in anderen Ländern erkennen, die das neue Schulsystem eingeführt haben. Ein konkretes Problem der Gemeinschaftsschule stellt meiner Meinung nach die große Spanne der möglichen Schülerleistungen innerhalb einer Klasse dar, mit denen ein Lehrer umgehen muss. Nach meiner Ansicht können nur dann positive Ereignisse erzielt werden, wenn diese Spanne nicht zu groß wird.
Deshalb ist mein Vorschlag, zunächst einmal die Gemeinschaftsschulen und Gymnasien bestehen zu lassen und in einem ersten Schritt nur die Hauptschule und Realschule zusammenzuschließen. Wenn die Gemeinschaftsschule dann nach einigen Jahren positive Erfahrungen und Erfolge bestätigen kann, sollte in einem zweiten Schritt über eine Erweiterung auch auf die Gymnasien entschieden werden. Dann sollte das Konzept so verändert werden, dass an allen Gemeinschaftsschulen auch das Abitur möglich ist und die Gymnasien dann in die Gemeinschaftsschule integriert werden können. Wenn sich die Gemeinschaftsschule überall bewährt wird damit gleichzeitig die Akzeptanz steigen. Falls das nicht der Fall wäre, wäre aus dem dreigliedrigen Schulsystem ein zweigliedriges Schulsystem entstanden, das aber meiner Meinung nach bereits viele negative Folgen des bisherigen dreigliedrigen Schulsystems verhindern würde.
Alles in allem glaube ich, dass solch ein Vorgehen funktionieren und die Gemeinschaftsschule eine gute Chance hat, erfolgreich zu sein. Der Grund dafür ist, dass diese Schulform viele Vorteile mit sich bringt. Ich selbst habe mit einem vergleichbaren Modell persönlich schon sehr gute Erfahrungen gemacht. Von Klasse 1-4 habe ich die Montessori Schule in Degerschlacht besucht, in der Kinder von 6-9 Jahren zusammen unterrichtet werden, die ebenso auf einem unterschiedlichen Bildungsstand sind wie in einer Gemeinschaftsschule. Dabei wurde dies jedoch nie zu einem Problem, weil die Schüler differenziert und selbstständig lernen konnten, in ihrem individuellen Tempo. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt, der Unterricht hat mir Spaß gemacht und ich bin überzeugt, ich hätte auf einer anderen Grundschule nicht mehr lernen können. Bildungstechnisch wie sozial.
Interessant für mich war der Wandel meiner eigenen Meinung im Rahmen der politischen Dokumentation zu diesem Thema. Nachdem ich mit der klaren Meinung gestartet bin, die Gemeinschaftsschulen sollten auf keinen Fall eingeführt werden, hat sich mein Meinungsbild dahingehend geändert, dass wenn Gemeinschaftsschulen richtig vorbereitet und geplant sind, sehr sinnvoll sein können und vielen Menschen gerade aus sozial schwachen Familien und mit Migrationshintergrund helfen können ein höheres Bildungsniveau zu erlangen. Ich glaube, wir alle könnten von dieser Schulform direkt und indirekt profitieren und daran gewinnen.
Literaturverzeichnis
Internet
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Tageszeitung
Krüger, H (2013): Eduard-Spranger- wird Gemeinschaftsschule im Reutlinger-General-Anzeiger vom 04.02.2013)
Giertz, J. (2013): 87 neue Gemeinschaftsschulen genehmigt, im Reutlinger-General-Anzeiger vom 05.02.2013
Dewald, K. (2013): Schule auf dem Würtinger Weg im Reutlinger-General-Anzeiger vom 07.02.2013
Neu, H. + Stoch, A (2013): Sitzenbleiben vermeiden im Reutlinger-General-Anzeiger vom 02.03.2013
Dpa (2013) Bürgervotum scheitern an Beteiligung im Reutlinger-General-Anzeiger vom 21.02.2013
Dpa (2013): Bald will der Kultusminister neue Standorte für Gemeinschaftsschulen bekannt geben im Reutlinger-General-Anzeiger vom 01.02.2013
Häs (2013): Emotionen von Wut bis Erleichterung im Reutlinger-General-Anzeiger vom 07.02.2013
Dpa (2013): Angst ist keine sinnvolle Motivation im Reutlinger-General-Anzeiger vom 18.02.2013
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