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Thomas Hürlimann, Flug durch Zürich - Referat
Thomas Hürlimann, Flug durch Zürich (1992)
In der von Thomas Hürlimann geschriebenen Kurzgeschichte „Flug durch Zürich“ aus dem Jahre 1992 geht es um die heutige Gesellschaft, die viel zu häufig bei Problemen wegsieht und ihre Verantwortung nicht wahrnimmt.
Eine anscheinend verzweifelte Frau sucht in einem Bahnhof in Zürich dringende Hilfe , ihrer Taube wurden die Füße entrissen und diese hält die Frau in ihrer Hand. Denn ohne ihre Füße könne ihre Taube ja nicht landen. Sie wendet sich an einen bestimmten Mann, in der Hoffnung, dass sie ihm helfen könne. Dem Mann ist die Situation unangenehm, er hält die Frau für verrückt, da sie reale Taubenfüße in der Hand hält und möchte am liebsten sich von dem Geschehen entfernen, was ihm auch letztendlich gelingt, als die nächste Bahn kommt und er sich unter die Jemands mischt.
Die Geschichte ist in moderner Sprache geschrieben worden, gespickt mit kurzen, sachlichen Sätzen. Der Fokus der Geschichte ist auf den Dialog zwischen der Frau und dem Ich-Erzähler gerichtet, wobei auch die Jemands keine unwichtige Rolle spielen. Schon zu Beginn der Geschichte wird das Unverständnis der Leute deutlich, als die Frau ins Geschehen tritt (Z. 2f). Auffällig ist, dass während der gesamten Geschichte sich das Altersimage der Frau ändert. So wird sie noch zu Beginn „junge Frau“ (Z. 1) genannt, später dann ein „keifendes Weib“ (Z. 12) sowie „Kindfrau“ (Z. 22) und gegen Ende noch „Mädchen“ (Z. 44). Diese verschiedenen Namensgebungen lassen sich auf den möglichen Drogenkonsum und den daraus resultierenden Stimmungsschwankungen der Frau zurückführen, der im späteren Verlauf (Z. 43) indirekt bestätigt wird. Außerdem benutzt die Frau eine sehr direkte Wortwahl (Z. 8: „Du Arsch“; Z.19: „Idiot“), wahrscheinlich basierend auf ihren Emotionen aus Angst um die Taube. Ebenso duzt sie den Mann im gesamten Text.
Auf der anderen Seite dieser Mann, den diese Frau von den Jemands „entrissen“ hat. Man merkt schon anfangs, dass er sich nicht wirklich auf die Probleme der Frau einlassen möchte. Sein „Grinsen“ in Zeile 7 könnte man als Provokation der Frau gegenüber deuten. Dass er sich anschließend „loskaufen“ möchte (Z. 10f), bekräftigt meine gerade genannte Hypothese. Nachdem die Frau die Taubenfüße zum Vorschein bringt, geht er etwas auf die Probleme der Frau ein (…) „vielleicht, denke ich, hat sie tatsächlich recht“ (Z. 27f). Hintergründig ist auch eine Bindung zwischen dem Mann und den Jemands vorhanden. Mit den Jemands wird allgemein die heutige Gesellschaft gemeint, aber auch typische Fußgänger und Passanten. Ihre Charakterisierung verläuft sehr sachlich, gradlinig und ohne aufzufallen. Aus dem Text kann man entnehmen, dass sie die alltäglichen Handlungen der Passanten durchführen (Z. 16-22; Z.38f; Z.47). Es ist möglich, dass sich der Mann wieder zu den Jemands zurücksehnt, da er ja davor dieser Gruppe angehörte und von der Frau quasi herausgenommen wurde. Dies gelingt ihm schließlich gegen Ende des Textes, als die nächste Bahn kommt. Seine Wiederidentifizierung mit den Jemands ist an dem Zitat „wir rollen davon“ (Z.47) zu erkennen, das „wir“ verbindet sozusagen ihn mit den Jemands wieder.
Etwas undurchsichtig ist es mit der Taube und ihren Füßen. Die Taube an sich könnte wie in der Kirche als Symbol des ewigen Friedens stehen, somit könnte die Frau ihre Taube als inneren Frieden mit sich selbst sehen und deshalb ist ihr die Taube von großer Bedeutung. Die Füße, die die Frau in ihren Händen hält, könnte man als notwendiges Mittel zum vollkommenen Frieden sehen, denn ohne Füße kann die Taube nicht landen und vor allem nicht leben.
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