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Ulla Hahn Er kommt - Referat



Gedichtbeschreibung: Ulla Hahn – Er kommt
In ihrem Gedicht ,,Er kommt“ lässt Ulla Hahn die Leserinnen und Leser in den Gedankenfluss einer Frau eintauchen, die sich sorgfältig, aber auch sehr hektisch auf den sehnlichst erwarteten Besuch ihres Freundes vorbereitet. Als er schließlich eintrifft, tut sie so, als wäre sie von seiner Ankunft sehr überrascht. Sie zeigt ihm nicht, wie sehr sie ihn erwartet hat und verbirgt ihre tiefen Gefühle für ihn.
Das Gedicht besteht aus vier Strophen mit die jeweils vier Versen. Es ist in freien Rhythmen verfasst Zwischen allen Versen des Gedichts gibt es Enjambements. Eine Ausnahme hierzu bilden die letzten beiden Verse. Durch die Zeilensprünge entsteht der Eindruck von Eile oder sogar Hektik. Die Leserinnen und Leser befinden sich in der Gedankenwelt der Hauptperson. Diese denkt ohne Punkt und Komma. Sie scheint aufgeregt und nervös zu sein, denn ihre Gedanken wirbeln ununterbrochen und ziemlich ungeordnet in ihrem Kopf herum. Die Doppelpunkte in den ersten Versen jeder Strophe bewirken ein kurzes Innehalten im Gedankenstrom. Man erhält Orientierung darüber, wo sich die Hauptperson jeweils befindet: in Strophe 1 beim Einkaufen, in Strophe 2 beim Friseur, in Strophe 3 zu Hause vor dem Kleiderschrank und in Strophe 4, Vers 13 – 15 ebenfalls daheim, beim Musikhören, um die letzte Wartezeit zu überbrücken.
Die Handlung ist in fünf Sinnabschnitte zu unterteilen. Die ersten vier Sinnabschnitte bezeichnen die verschiedenen Stationen der Vorbereitung auf den Besuch: Zunächst kauft die Frau im Supermarkt für das Abendessen ein, dann möchte sie sich beim Friseur eine schöne Frisur machen lassen. Wieder zu Hause überlegt sie, welche Kleidung ihrem Freund an ihr wohl am besten gefallen könnte. Schließlich hört sie, während sie ungeduldig auf dessen Ankunft wartet, klassische Musik. Als der lang ersehnte Besuch endlich kommt, begrüßt sie ihn mit lässigen Worten, die ihr Warten und ihre gründliche Vorbereitung nicht erahnen lassen. Der fünfte Sinnabschnitt ist gleichzeitig auch der Wendepunkt im Gedicht: Der Freund trifft ein, die Hektik und das Warten haben ein Ende, die Frau gibt sich ruhig und ganz locker.
Am Titel des Gedichtes erkennt man schon, was für die Frau aktuell im Mittelpunkt ihres Lebens steht: „Er kommt“ – Alles dreht sich für sie um den Besuch des Freundes und ihre Vorbereitung darauf.
Mit der Ellipse „Einkaufen:“ (V. 1) werden die Leserinnen und Leser kurz über die Situation der Hauptperson informiert. Die Ellipse drückt aus, dass sie sich nicht lang beim Einkauf aufhalten zu will. Vielmehr soll diese Aufgabe rasch erledigt werden. Die Aufzählung „Kirschsaft Spinat und neue Kartoffeln“ (V. 1f) legt nahe, dass es sich um die Zutaten für ein warmes Abendessen handelt. Beim Einkauf des Spargels zögert die Hauptperson ein wenig, was durch folgende Gegenüberstellung verdeutlicht wird: „Spargel nicht“ (V. 2 ), aber schließlich doch „zwei Pfund Spargel bitte“ (V. 4). Mit dem Ausruf („ach was“, V. 3) entscheidet sich die Hauptperson spontan für den Kauf von teurem Spargel. Das Essen soll etwas Besonderes werden. Die Hauptperson möchte sich – gegen alle Vernunft – auch einmal etwas Gutes gönnen bzw. möchte sie, wie man später erfährt, ihrem Freund etwas besonders Leckeres bieten können. Die wörtliche Rede, mit der „zwei Pfund Spargel bitte“
(V. 4) geordert werden, bewirkt, dass man sich direkt in die Einkaufssituation hineinversetzt fühlt.
Der Ausruf mit dem darauf folgenden Doppelpunkt - „mein Gott: “ (V. 5) – verdeutlicht die Schrecksekunde beim Friseur: Es gibt die gewünschte Haarfarbe nicht in der erforderlichen Menge. Durch die Worte, die direkt an einen Friseur / eine Friseurin gerichtet sind, taucht man wiederum ganz in die Situation ein: „Nehm ich statt Rot Mahagoni nur nicht vorne so kurz.“ (V. 6ff) Erst jetzt, in der 2. Strophe, wird durch die Verwendung des Personalpronomens klar, dass man als Leserin oder Leser in der Gedankenwelt einer mit „ich“ (V. 6) bezeichneten Person steckt.
Bei „Wie angegossen das Kleid: aber “ (V. 9) drücken die Konjunktion „aber“ und der Doppelpunkt Zögern und Bedenken aus. Die Hauptperson macht sich viele Gedanken, wie sie ihrem Besucher am meisten gefallen könnte. Der Vergleich und die Wortwahl „Wie angegossen“ (V.9 ) sprechen dafür, dass sich die Frau persönlich sehr in ihrem Kleid gefallen würde. Sie macht darin eine gute Figur. Daran, dass sie ein Kleid trägt, erkennt man außerdem, dass es sich um eine Frau handeln muss.
Dennoch entscheidet sie sich gegen das Kleid, weil ihr die Variante, die ihr Freund bevorzugen würde, als die bessere
erscheint. Dies wird durch den Komparativ in „die Jeans sitzt straffer“ (V. 10) verdeutlicht. Die Frau möchte also ihre gute Figur betonen. Bei „Blau liebt er und Schwarz“ (V.11) erfährt man durch das Personalpronomen und die Aufzählung, dass die Frau den ganzen Aufwand für eine mit „er“ bezeichnete Person betreibt. Die Frau scheint diesen Mann recht gut zu kennen. Jedenfalls weiß sie über seine Lieblingsfarben Bescheid – und sie möchte es ihm auf jeden Fall Recht machen: Deswegen kombiniert sie dessen Lieblingsfarben in ihrer Kleidung und kommt zum Entschluss: „schön also Schwarzblau“ (V. 12)
Zu Beginn der vierten Strophe hat die Frau ihre Vorbereitungen abgeschlossen und muss nur noch auf ihren Besuch warten. Dies tut sie mit Ungeduld, was die Frage mit Doppelpunkt „Steht die Uhr: “ (V. 13) zeigt. Die Frau wirft einen ungeduldigen Blick auf die Uhr, hält inne, wartet. Es kommt ihr so vor als sei die Zeit stehen geblieben. Also hört sie „noch einmal das Beethoven-Trio“ (V.13f). Die Wortwahl „noch einmal“ (V. 13) macht klar, dass die Frau bereits seit längerem mit ihren Vorbereitungen fertig ist: Sie hört sich das klassische Musikstück bereits zu wiederholtem Male an und versucht sich so die Wartezeit angenehmer zu gestalten. Endlich „geht die Klingel“ (V. 12). Mit dem Läuten der Türglocke kommt Bewegung in die Situation. Dies wird durch das Bewegungsverb „gehen“ betont, welches außerdem ein Gegensatzpaar mit dem vorher verwendeten „stehen“ bildet: „steht“ (V. 13) – „geht“ (V. 14). Es kommt Bewegung in die Zeit, die beim Warten still zu stehen schien.
Der Höhepunkt des Gedichtes ist erreicht. Das fehlende Enjambement zwischen den Versen 15 und 16 kennzeichnet ihn als etwas Besonderes: „ich öffne die Tür du schon da?“ (V. 15f) Durch das Fehlen des Zeilensprungs kommt es zu einem kurzen Innehalten, einem Zögern, bevor die Tür aufgeht. Die als Ellipse formulierte Frage „du schon da?“ (V. 16) drückt Erstaunen oder Überraschung aus, das wahrscheinlich gespielt ist, nachdem die Frau so lange auf den Besuch gewartet hat. Trotzdem versucht sie, durch ihre kurz und locker formulierte Frage entspannt und lässig zu wirken. Ihre wahre Sehnsucht und Aufregung möchte sie vor dem Mann, der ihr viel bedeutet, verbergen.

Mit ihrem Gedicht „Er kommt“ beschreibt Ulla Hahn meiner Meinung nach eine Situation, wie sie in vielen Beziehungen stattfinden könnte. Es kommt oft vor, dass eine Person nicht zugeben möchte, wie viel ihr ein anderer Mensch bedeutet. Vielleicht haben die betreffenden Leute Angst, sich von der geliebten Person abhängig zu machen oder sie befürchten, dass diese es ausnutzen könnte, wenn siebemerkt, welch große Rolle sie in ihrem Leben spielt. So finden in vielen Beziehungen leider Machtkämpfe (Wer braucht den anderen mehr?) oder auch Versteckspiele statt, obwohl es so wohltuend sein könnte, einander einfach zu sagen oder zu zeigen, wie wichtig man füreinander ist.
Mir hat auch die sprachliche Seite des Gedichtes gut gefallen. Durch die Enjambements wird Hektik und Aufregung dargestellt. Im Kopf der Hauptperson geht alles drunter und drüber. Die Doppelpunkte und das Fehlen des Zeilensprungs am Ende des Gedichts bewirken Innehalten und Pausen. Man befindet sich als Leserin oder Leser das ganze Gedicht über im ununterbrochen und schnell dahinströmenden Gedankenfluss der Hauptperson. Erst im letzten Vers kommt man zur Ruhe. Das ist meiner Meinung nach eine interessante Art des Erzählens.




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