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Vergleich Volks- und Kunstmärchen - Referat
Allgemein
Wortursprung: mittelhochdeutsch maere = „Kunde, Bericht, Nachricht“
Das Alter und die Herkunft von Märchen ist unbekannt, vermutlich stammen sie aber aus dem Orient und sind durch Kreuzzüge zu uns gekommen.
Kunstmärchen stammen aus der Epoche der Romantik.
Definition: Märchen sind kürzere Prosaerzählung, die wunderbare Begebenheiten zum Gegenstand haben.
Das Märchen ist eine Gattung. Im Unterschied zur Sage sind sie frei erfunden und knüpfen nicht an tatsächlich Vorgefallenes an.
Kurzbiografie Gebrüder Grimm (Vertreter der Volksmärchen)
Jacob Grimm und Wilhelm Grimm wurden am 4. Januar 1785 bzw. 24. Februar 1786 in Hanau geboren. Die Familie zieht 1791 nach Steinau. Der Vater erlag dort 1796 einer Lungenentzündung.
Nach seinem Tod schickte Dorothea Grimm ihre beiden ältesten Söhne nach Kassel, wo sie dann auch zur Schule gehen. 1802 begann zunächst Jacob Grimm, im Jahr darauf auch sein Bruder Wilhelm mit einem Jurastudium in Marburg. Einer ihrer Professoren, machte die Brüder Grimm mit der Literatur der Romantik bekannt. Sie lernten bedeutende Romantiker kennen, die dafür eintraten, sich auf die Kultur des Volkes zu besinnen. 1806 wird Jacob Sekretär beim hessischen Kriegskollegium in Kassel, jedoch scheidet er bereits 1807 wieder aus dem Amt ( französische Truppen: Kassel).
1808, nach dem Tod der Mutter, wurde Jacob Grimm Privatbibliothekar. Längst hatten die Brüder Grimm ihr Interesse an Mythen, Sagen, Märchen und Volksliedern entdeckt. Am 20. Dezember 1812 veröffentlichten sie den ersten Band der von ihnen gesammelten Kinder- und Hausmärchen ("Grimms Märchen"). Dabei ging es ihnen um die Bewahrung des Volksguts ( Wörterbuch), aber auch darum, uralte Ängste der Kinder anzusprechen (Gutes siegt).
Die Grimmschen Märchen sind weltweit die umfassendste und systematischste Sammlung von volkstümlichen Erzählungen.
Von 1814 (Wilhelm Grimm) bzw. 1816 (Jacob Grimm) bis 1829 waren die beiden Brüder an der Bibliothek in Kassel beschäftigt, Wilhelm als Sekretär, Jacob als Bibliothekar.
Wilhelm Grimm vermählte sich im Mai 1825 mit der Apothekerstochter Henrietta Wild.
1829 zogen die beiden nach Göttingen. 1830 Jacob wird Bibliothekar und Professor, Wilhelm wird Bibliothekar. 1837 werden sie aus dem Staatsdienst entlassen.
Jacob und Wilhelm Grimm kehrten vorübergehend nach Kassel zurück, aber im Jahr darauf wurden sie in die Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin berufen. Jakob gibt 1848 seine Lehrtätigkeit, nachdem er Abgeordneter in der ersten Deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche wird. Wilhelm gibt seine Lehrtätigkeit 1852 auf.
Wilhelm Grimm erlag am 16. Dezember 1859 einem Schlaganfall. Jacob Grimm starb am 20. September 1863.
Von großer Bedeutung sind nicht nur ihre berühmt Sammlung der "Kinder- und Hausmärchen", sondern auch ihre Leistungen auf den Gebieten der Sprach- und Literaturwissenschaften, der Rechts-, Geschichts- und Mythenkunde sowie ihr politisches Wirken.
Bekannte Vertreter der Kunstmärchen
• Ludwig Tieck (1773-1853): „Der blonde Eckbert“
• E.T.A. Hoffmann (1776-1822): „Der Sandmann“, „ Der goldne Topf“
• Friedrich de la Motte Fouqué (1777-1843): :„Undine“
• Hans Christian Andersen (1805-1875): „Die kleine Meerjungfrau“, „Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern“, „Des Kaisers neue Kleider“
• Adelbert von Chamisso (1781-1838): „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“
• Wilhelm Hauff (1802-1827): „Das kalte Herz“
• Brentano (1778-1842): „Gockel, Hinkel und Gackeleia“
Clemens Brentano (Hauptvertreter Kunstmärchen)
Clemens Brentano war ein deutscher Schriftsteller und neben Achim von Arnim der Hauptvertreter der sogenannten Heidelberger Romantik. Eines seiner bekanntesten Werke ist "Der Spinnerin Nachtlied".
Clemens Brentano wurde am 9. September 1778 in Koblenz geboren und sollte wie sein Vater eine kaufmännische Lehre beginnen, die jedoch 1797 scheiterte. Kurz darauf studierte er 1798 Medizin in Jena. Dort lernte er die Vertreter der Weimarer Klassik kennen, die ihn zu eigenen Werken inspirierten und daran "Schuld" waren, dass er sein Studium vorzeitig abbrach.
1801 zog Brentano nach Göttingen, wo er sich als Student der Philosophie einschrieb. Dort traf er Achim von Arnim und es entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft. Arnim heiratete auch seine Schwester Bettina Brentano. Bald darauf heiratete er die Schriftstellerin Sophie Mereau und zog mit ihr 1804 nach Heidelberg. Dort arbeitete er mit Achim von Arnim gemeinsam an der Liedersammlung "Des Knaben Wunderhorn", die sie 1806 und 1808 veröffentlichten. "Des Knaben Wunderhorn" waren drei Bände mit romantisierten Sagen, Märchen und Volksliedern. Sie waren von Naturverbundenheit und Heimat geprägt und hatten großen Einfluss auf die literarischen Werke der Spätromantik. Außerdem gaben er und sein Freund 1808 die "Zeitung für Einsiedler" heraus.
Seine Frau Mereau starb 1806 bei der Geburt des dritten Kindes und so heiratete er wenige Monate später wieder Auguste Bußmann. Aber die beiden verstanden sich nicht, und Clemens Brentano ging seiner Frau aus dem Weg. (Die formelle Scheidung erfolgte erst 1814.) Er verliebte sich auch später noch einmal in zwei Mädchen, die jeweils 20 und 19 Jahre jünger waren als er, aber sie wiesen sein Werben beide ab.
Ab dem Jahre 1808 hielt Brentano sich 10 Jahre lang meist in Berlin auf. Während der Zeit gründete Brentano 1810 mit einigen Anderen die „Deutsche Tischgesellschaft“. Clemens Brentano geriet in eine Lebenskrise, als er auf die vierzig zuging. Dabei besann er sich auf den Glauben. Von 1818 bis 1824 lebte er in Dülmen. Dort protokollierte er jeden Vormittag die Visionen der Nonne Anna Emmerick. Nach ihrem Tod am 9. Februar 1824 wollte Clemens Brentano aus seinem 16 000 Seiten umfassenden Protokoll ein "Weltepos" erarbeiten.
Ab 1829 lebte er in Frankfurt und ab 1833 in München.
Brentano verstarb am 28.7.1842 in Aschaffenburg.
Gemeinsamkeiten von Kunst- und Volksmärchen
Stil und Thema übernimmt das Kunstmärchen meist (Held muss Aufgabe lösen). Zudem wird in beidem die Verbindung mit dem Transzendenten deutlich. In beiden gibt es magische Requisiten (Zauberstab, Besen) und magische Gestalten und Fabelwesen. Eine weitere Gemeinsamkeit ist die Zahlen- und Natursymbolik (Die Zahlen 3, 7 und 12 haben im Märchen eine besondere Bedeutung und treten viel öfter auf als alle anderen. Beispiele: Sieben Zwerge, sieben Geißlein).
Unterschiede
--> Angeblich mündliche Tradierung (Den wichtigsten Unterschied zwischen Volks- und Kunstmärchen kann man sich schon aus dem Namen herleiten. Volksmärchen stammen aus dem Volk und werden von Generation zu Generation weitergegeben und weiterentwickelt). Die Gebrüder Grimm haben die Märchen nicht selbst geschrieben, sondern gesammelt.
--> Volksmärchen sind kürzer
Werk eines bestimmten Autors (Kunstmärchen hingegen werden von einem einzelnen Menschen bewusst erdacht und gleich komplett ausgearbeitet. Klare Urheberschaft)
--> ortlos, zeitlos (allgemeiner gehalten)
Fixierung von Ort und Zeit (festgelegt); (der goldene Topf: Dresden, Himmelsfahrtstag)
--> realistischer: Alltägliches und Wunderbares verschmelzen)
stereotype Schauplätze(Turm, Schloss, Wald) / charakteristische Schauplätze
--> formelhafter Anfang und Schluss (Damit die Volksmärchen auch einen Fixpunkt haben, beginnen und enden sie meist gleich, und zwar mit den floskelhaften Formulierungen "Es war einmal" und "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute".)
keine Formeln
--> eindimensionale Charaktere, Typen (Die Figuren sind grundsätzlich allgemein gehalten und stereotyp. Sie sind gut oder böse. Auch haben sie in der Regel keine Namen. Und wenn Namen auftauchen, dann sind es die zu der Zeit verbreitesten Namen, wie z.B. Hans. In der Regel sind es der Prinz, die Fee oder die böse Stiefmutter, die Hexe, die im Märchen auftauchen.)
mehrdimensionale Charaktere (entwicklungsfähige, realistischere Figuren: stehen meist zwischen gut und böse und müssen sich entscheiden; innerer Konflikt: unerfüllte Sehnsucht)
--> einsträngige, stereotype Handlung (Erzählstrang folgt immer nur dem Helden; festgelegtes Schema: Das Märchen beginnt mit einer schlechten, oft aussichtslosen Situation, die dann durch eine Aufgabe überwunden werden soll. Das Gute gewinnt, das Böse verliert)
mehrsträngige, originelle Handlung (Hoffmann: Erzählerwechsel)
--> Happy-End (Das Gute siegt)
kein eindeutiges Happy-End oder schlechter Ausgang (sanfter Erfrierungstod: Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern)
--> einfaches Weltbild (immer vor Industrialisierung, Königreich)
komplexes Weltbild
--> einfache Sprache (auch gut für Kinder verständlich und dadurch auch so beliebt heute)
künstlerische Sprache (anspruchsvoller, detailliertere Beschreibungen, Metaphern)
Bedeutung des Märchens in der Romantik
Kunstmärchen: Höhepunkt in der Spätromantik: In der Literatur der Romantik versuchte man die Flucht aus der Wirklichkeit, um der damaligen bestehenden politischen und gesellschaftlichen Situation (Napoleon), die durch Industrialisierung, Verstädterung und Landflucht geprägt war, zu entfliehen.
Die Romantiker stellten oftmals Scheinwelten zur Realität her, in die sie gedanklich flüchteten. Die fantastische und alltägliche Welt durchdringen sich daher auch.
Sozialkritik: setzte sich mit politischen und gesellschaftlichen Themen auseinander Armut/Reichtum; romantische Ehe/ bürgerliche Ehe (Undine)
Es geht wieder um Sehnsucht nach der Ferne, einem zentralem Thema der Romantik.
Themen in den Märchen auch oft: Flucht (Helden sind auch auf Reise; Rastlosigkeit)
Der Hang zum Phantastischen und Irrealen steigerte sich in den einzelnen Phasen der romantischen Literatur. Dies erreichte seinen Höhepunkt in der Spätromantik, die auch die Schwarze Romantik genannt wird: Autoren wie Hoffmann und Tieck widmen sich den dunklen Seiten der menschlichen Natur, dem Unnatürlichem und Bösen. Melancholie, Wahnvorstellungen und Todessehnsucht in literarischen Werken sind typisch für diese Zeit.
Kunstmärchen sind literarisch anspruchsvoller und richten sich nur an Erwachsene.
Volksmärchen: Die Märchen, die die Gebrüder Grimm sammelten waren nicht nur für Kinder gedacht, sondern auch für Erwachsene, da zur damaligen Zeit die heutigen Medien fehlten. Die Geschichten zeigten die Wünsche der Bevölkerung. Sie dienten als Idealvorstellung.
Heute wollen Volksmärchen vorrangig unterhalten und sind eher für Kinder bestimmt (Wertevorstellung, Moral, Fantasie).
Des Weiteren wollte man das deutsche Volksgut bewahren und die deutsche Kultur pflegen.
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