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Vietnamkrieg - Referat



Vietnamkrieg

Die französische Kolonialmacht in Vietnam (bis 1954)
Vietnam war unter französischer Kolonialverwaltung, als sich 1941 die „Liga für die Unabhängigkeit Vietnams“ (Vietnam Doc Lap Dong Minh Hoi), kurz Viet Minh genannt; mit Unterstützung von Ho Chi Minh formierte, um den Verfolgungen von Kommunisten, antikolonialistischen und antijapanischen Gruppen während und nach dem zweiten Weltkrieg Widerstand leisten zu können.
Ho Chi Minh verließ schon jung Vietnam und reiste in der Welt herum, bis er sich in Frankreich niederließ und als Journalist arbeitete. Er schloss sich den französischen Kommunisten an, da er sich gegen die französische Kolonialherrschaft in Vietnam stellte, 1924 musste er das Land aufgrund seiner Haltung, die er in Zeitungsartikeln vertrat, verlassen, danach lebte er in der UdSSR, in China und Thailand bis er nach Vietnam zurückkehrte, um sich für die Unabhängigkeit seines Heimatlandes einzusetzen. Nach dem zweiten Weltkrieg gewannen die Viet Minh immer mehr Anhänger, Ende des Jahres 1946 war ihre Armee 80 000 Mann stark. Da Frankreich Vietnam nicht in die Unabhängigkeit entlassen wollte, begann im Dezember 1946 der landesweite Aufstand der Viet Minh gegen die Kolonialmacht, der französische Indochinakrieg dauerte bis 1954.
1949 setzten die Franzosen, um eine nationalistische, in der Bevölkerung anerkannte Alternative zu den immer einflussreicheren Viet Minh zu bilden, Kaiser Bao Dai ? (Erklärung)an die Spitze der Regierung. Nach dem Sieg Maos noch im selben Jahr erkannten die Volksrepublik China und die UdSSR die Viet Minh als die legitime Regierung Vietnams an, was die Anerkennung der Bao-Dai-Regierung seitens der Vereinigten Staaten zur Folge hatte.
1954 gewannen die Viet Minh in Dien Bien Phu die entscheidende Schlacht, die den Rückzug der Franzosen aus Vietnam bedeutete.

Die Genfer Indochina-Konferenz (Mai/Juli 1954)
Zwischen 8. Mai und 21. Juli 1954 trafen die Außenminister der Sowjetunion, Frankreich, England und der USA sowie Vertreter aus China und Vietnam auf der „Genfer Indochina-Konferenz“ zusammen. Am 20. Juli einigten sich Viet Minh und Franzosen auf einen Waffenstillstand, der eine Teilung des Landes beinhaltete. Die Viet Minh sollten sich in den Norden zurückziehen, die Franzosen sollten den Süden verwalten, der 17. Breitengrad wurde zur entmilitarisierten Zone erklärt, die jedoch keine Grenze zwischen zwei unabhängigen Staaten darstellte. Allgemeine, freie und geheime Wahlen im Juli 1956 sollten die Machtverhältnisse friedlich klären. Die USA, die bisher Frankreich nur finanziell unterstützt hatten, übernahmen die Verantwortung für die Sicherheit von Laos, Kambodscha und Südvietnam.

Entwicklungen nach der Konferenz
Nach der Konferenz entwickelte sich im Norden ein kommunistisches Regime nach sowjetischen Vorbild, die Verstaatlichung der Industrie, Enteignungen und die Kollektivierung der Landwirtschaft wurden von den Viet Minh, die sich in der Arbeiterpartei (Lao Dong) zusammenschlossen, durchgeführt. Die Partei war wie in der UdSSR organisiert, sie bestand aus Politbüro, Zentralkomitee und anderen Gremien, die von einer kleinen Gruppe hoher Funktionäre geleitet wurden,1960 trat der erste Fünfjahresplan in Kraft. Das Recht auf freie Religionsausübung blieb jedoch erhalten, außerdem betrieb Ho Chi Minh keinen Personenkult wie Stalin.
Im Süden setzten die Amerikaner Ngo Dinh Diem an die Spitze der Regierung, das Militärbündnis SEATO wurde gegründet, ihre Mitglieder waren die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Australien, Neuseeland, Frankreich, die Phillipinen, Thailand und Pakistan, in einem eigenen Protokoll wurde der Vertrag auf Laos, Kambodscha und Vietnam erweitert, obwohl ihnen die Zugehörigkeit zu Militärbündnissen in den Genfer Beschlüssen verboten worden ist. Südvietnam erhielt außerdem hohe Wirtschafts- und Militärhilfen, das „Kommerzielle Importprogramm“(Commercial Import Program, CIP) sollte die Inflation eindämmen. Es ermöglichte den Erwerb ausländischer Produkte und einen hohen Lebensstandard in den Städten, förderte aber gleichzeitig die Korruption. Die „Militärische Hilfs- und Beratungsgruppe“ (Military Assitance and Advisory Group, MAAG) verwaltete die Militärhilfen und war für die Ausbildung der südvietnamesischen Armee (ARVN) zuständig, die französischen Streitkräfte wurde verringert, dafür aber besser ausgerüstet. Die Moral der vietnamesischen Truppen war schlecht, kulturelle Hindernisse erschwerten eine effektive Zusammenarbeit zwischen Amerikanern und Vietnamesen.
Die Wahlen, bei denen sich Diem 1955 zum Präsidenten wählen ließ, waren keine freien und geheimen Wahlen, wie man nach außen hin präsentierte, er herrschte eher souverän, theoretisch standen ihm jedoch ein Parlament und unabhängige Richter gegenüber, Grundrechte und Menschenrechte waren in der Verfassung festgesetzt. Vor allem am Land fand Diem kaum Unterstützung in der Bevölkerung. Korruption in der Verwaltung, Zwangsumsiedelungen vieler Bauern, die Verfolgung politischer Gegner, die Abschaffung der dörflichen Selbstverwaltungsorgane und keine Aussicht auf freie demokratische Wahlen waren Gründe für die Unzufriedenheit der Menschen, die 1958 den Bürgerkrieg in Südvietnam auslöste. Die Anschläge und Überfälle kleiner Gruppen weiteten sich rasch aus und immer mehr Guerillas kehrten aus dem Norden in ihre Heimat zurück.
Im Dezember 1960 bildete sich die „Nationale Front für die Befreiung Südvietnams“ (National Front for the Liberation of South Vietnam, NLF) aus Kommunisten, Intellektuellen, Katholiken, bürgerlichen Oppositionellen und religiösen Gruppen wie Buddhisten und Sekten. Ihre Ziele waren eine effektive Landreform, der Abzug der amerikanischen Berater, das Ende des Diem-Regimes und die Wiedervereinigung Vietnams. Ihre Armee war die „Volksbefreiungsarmee“ (People`s Liberation Armed Forces, PLAF), von ihren Gegnern Vietcong genannt. Trotz zwei Jahren Bürgerkrieg und Erfolgen der NLF hielt die amerikanische Regierung unter Präsident Eisenhower Diem weiterhin an der Macht und unterstützte ihn mit allen möglichen Mittel. Doch ihre Strategie, eine antikommunistische Regierung und deren Armee zu stützen, erwies sich als nicht sehr effektiv.

Die Entwicklung der NLF
Die westlichen Regionen waren unter Kontrolle der NLF, sie fand immer mehr Anhänger in der Bevölkerung, die größtenteils Mitglieder einer ihrer Organisationen wie die „Bäuerliche Befreiungsbewegung“ oder die „Befreiungsbewegung der Frauen“ wurden und so fest an die NLF gebunden waren. Viele wurden zu Guerillas ausgebildet, Schätzungen zufolge zählte die PLAV 1964 bereits 51 000 Soldaten. Die Dörfer in Gebieten der NLF wurden von Ortsansässigen verwaltet und kontrolliert, eine Landreform sorgte für die Umverteilung des Landes und die Senkung der Pachtabgaben, Kollektivierungen wie im Norden wurden nicht durchgeführt. Die NLF konnte die Sicherheit in vielen Gebieten gewähren und ihre straffe Organisation vergrößerte ihren Einflussbereich erheblich, den meisten Menschen war ihre Präsenz lieber als die der ARVN, obwohl sie hohe Steuern zu bezahlen hatten und Arbeitsdienste verrichten mussten. So gewann die NLF an Stabilität. Jedes Dorf hatte seine eigene Guerilla-Einheit, Bildungseinrichtungen sowie soziale Dienste, alle Menschen sollten sozial gleichgestellt werden. Innerhalb der NLF gab es eine zweite Organisation, die kommunistische „Revolutionäre Volkspartei“ (PRP), sie leitete die NLF und arbeitete eng mit der Lao Dong im Norden zusammen. Die PRP war dafür zuständig, ideologische und politische Richtlinien zu entwickeln und sich darum zu kümmern, dass diese von allen Mitgliedern der NLF eingehalten werden. Alles in allem war die NLF sehr stabil und von der Bevölkerung wurden sie weitgehend anerkannt.
Neue Regierung in Washington
Im Jänner 1961 trat John F. Kennedy sein Amt als neuer Präsident der Vereinigten Staaten an. Er und die meisten seiner Minister vertraten das Bild einer jungen und dynamischen Regierung, die neue Wege einschlagen wollten und durch Neuerungen und Reformen eine „Great Society“ bilden wollten, in der alle Menschen in Wohlstand leben. Seine Politik bezüglich Vietnams war jedoch kaum anders als die seiner Vorgänger. Nachdem die Bemühungen in Laos fehlgeschlagen sind, hohe Militär- und Wirtschaftshilfe nach der Genfer Konferenz und die Unterstützung der antikommunistischen Armee konnten den Einfluss der Kommunisten nicht verringern (1957 bildeten sie eine Koalition mit der Regierung und dem Militär), wollte die amerikanische eine Machtübernahme der Kommunisten im Nachbarstaat von Vietnam auf jeden Fall verhindern. Der neue Verteidigungsminister Robert S. McNamara und der militärische Sonderberater General Maxwell D. Taylor entschieden sich für eine massive Erhöhung der Militär- und Wirtschaftshilfe, die Entsendung weiterer militärischer Berater, die Ausrüstung der ARVN mit modernen Waffen und eine einen Wechsel von der Strategie der „Massiven Vergeltung“, die die amerikanische Sicherheitspolitik bisher bestimmt hatte, zur „flexiblen Antwort“ (flexible response), die einen effektiven Anti-Guerilla-Krieg ermöglichen sollte, denn die Zahl der Opfer unter den Anhängern der Diem-Regierung stieg stetig. Die neue Strategie sah ein Handeln in drei Stufen vor: erstens die Sicherung der Dörfer, danach sollte eine vertrauenswürdige Lokalverwaltung eingesetzt werden und in Phase drei sollte die materielle Situation verbessert werden, doch eine Entsendung amerikanischer Bodentruppen wurde nicht beschlossen. Seit Ende des Jahres 1961 wurden auch Napalm und Chemikalien wie das Entlaubungsmittel „Agent Orange“ eingesetzt.

Der Militärputsch
Nachdem die Buddhisten sich während einer öffentlichen religiösen Zeremonie am 8. Mai 1963(Geburtstag von Buddha) dem von Diem verabschiedeten Gesetz, das das Aufstellen von Fahnen, abgesehen von der Staatsflagge, verbietet, widersetzten, erschossen Soldaten neun Menschen. Zwei Tage später fand eine Demonstration statt, Diem ließ die Anführer verhaften, ab diesen Zeitpunkt begann man auf amerikanischer Seite einen Machtwechsel in Südvietnam in Erwägung zu ziehen. Einige Zeit später putschte sich eine kleine Gruppe von Generälen an die Macht, Diem und sein Bruder wurden getötet. Die neue Regierung Südvietnams, bestehend aus zwölf Generälen, konnte das Land weder stabilisieren noch für Sicherheit sorgen, und so gelang General Ngyuen Khanh wenige Monate später durch einen gewaltlosen Putsch an die Spitze der Regierung.
Nach der Ermordung Kennedys trat sein Vizepräsident Lyndon B. Johnson an seine Stelle, er wollte die Politik seines Vorgängers weiterverfolgen.

Die „Golf von Tonkin-Resolution“
Obwohl sich die ARVN in einem sehr instabilen Zustand befand, die Desertionsrate war sehr hoch und den Guerillas hatten sie wenig entgegenzusetzen, entschied sich Verteidigungsminister McNamara nicht für die Entsendung amerikanischer Soldaten, sondern nur für eine weitere Erhöhung der Militär- und Wirtschaftshilfe, die Gründe waren vor allem die Angst vor einer chinesischen Intervention und der so genannte „Schneeballeffekt“, der bedeutete, dass nach der Stationierung der ersten Soldaten immer mehr Truppen benötigt werden würden, da die Moral der ARVN durch die amerikanische Präsenz sich weiter verschlechtern würde. Nachdem die „Seaborn-Mission“ - Verhandlungen zwischen den U.S.A. und der Regierung in Nordvietnam, das laut amerikanischen Experten verantwortlich für die Auseinandersetzungen im Süden war - gescheitert war, erfolgte am 2. August 1964 ein Angriff von nordvietnamesischen Torpedobooten auf einen amerikanischen Zerstörer („Maddox“), der sich in internationalen Gewässern befand, und von der Führung in Hanoi für den Beschuss einer Insel im Rahmen der OPLAN 34-A Operationen (verdeckte Operationen von CIA und Südvietnam) mitverantwortlich gemacht wurde. Nach einem zweiten Angriff, der jedoch nicht stattgefunden hat, nahmen amerikanische Bomber nordvietnamesische Marinestützpunkte und Treibstofflager unter Beschuss. Kurz danach legte Johnson dem Kongress eine Resolution vor, die mit einer Mehrheit angenommen wurde, die ihm erlaubte, einzugreifen und Südvietnam zu verteidigen und die so vage formuliert war, dass der Präsident einen sehr großen Spielraum hatte.
Nach dem Beschluss der Resolution und amerikanischen Luftangriffen auf nordvietnamesische Marinestützpunkte entschied sich auch die Führung in Hanoi für eine offensivere Politik, seitdem sich amerikanische Berater in Vietnam befanden kamen immer mehr Guerillas, von denen die meisten ursprünglich aus dem Süden stammten, zur Unterstützung der NLF in ihre Heimatregionen zurück, die materielle Hilfe war jedoch sehr gering. Im Dezember 1963 beschloss die nordvietnamesische Regierung die Hilfslieferungen zu erhöhen und den Ho-Chi-Minh-Pfad, ein weit verzweigtes Netz von Wegen, das in Laos und Kambodscha entlang der vietnamesischen Grenze lag, auszubauen, um Menschen und Waffen nach Südvietnam zu bringen.

Der Beginn des amerikanischen Krieges in Vietnam
Als die NLF im Februar 1965 eine amerikanische Helikopterbasis bei Pleiku im zentralen Hochland überfiel, startete Präsident Lyndon B. Johnson die Operation „Rolling Thunder“- eine zeitlich unbefristete Luftoffensive gegen Nordvietnam, deren Ziel es war die Regierung zu Verhandlungen zu zwingen und das kommunistische Regime zu stürzen. Doch sie erreichten nur einen noch stärkeren Zusammenhalt der nordvietnamesischen Gesellschaft.
Im Februar befanden sich bereits über 23 000 amerikanische Berater in Südvietnam. Bis Juli wurden 90 000 Soldaten in den Süden entsendet. Vorerst führten sie nur in einem Umkreis von 50 Meilen um amerikanische Basen Operationen durch, die Unterstützung der Amerikaner verhalf
der ARVN zu einer Ruhepause, die sie nützte, um sich zu reorganisieren. Die stark angeschlagene Armee verzeichnete monatlich 2 000 Todesopfer, 10 000 liefen zur NLF über.

General Westmoreland und sein Beraterstab entwickelten einen Kriegsplan, der in drei Phasen einen Sieg bis Ende des Jahres 1967 zum Ziel hatte. In der ersten Phase sollte vor allem die ARVN organisiert und gestärkt werden und die bevölkerungsreichen Küstengebiete unter Kontrolle gebracht werden. Die zweite Phase sah ein offensiveres Vorgehen vor, der Aufbau der amerikanischen Maschinen sollte fertig gestellt werden. In der dritten Phase sollte der Krieg gewonnen werden. Die amerikanischen und südvietnamesischen Soldaten sollten die so genannte „Abnutzungsstrategie“ verfolgen, die auf drei Richtlinien basierte: Suchen und Zerstören, Vertreibung und Sicherungsoperationen. Die Amerikaner übernahmen die ersten beiden Aufgabenbereiche, die ARVN sollte sich um die Sicherung des Landes kümmern, wofür sie aufgrund ihres weiterhin instabilen und desorganisierten Zustandes kaum in der Lage war.

Es gab nur eine Front, die entlang der entmilitarisierten Zone verlief, in der sich Amerikaner und Nordvietnamesen in einem Stellungskrieg gegenüberstanden. Die übrigen Kämpfe wechselten ständig ihre Standorte, die hauptsächlich in Südvietnam lagen. So wurden große Teile des Landes zum Schlachtfeld. Die Luftangriffe und der starke Einsatz von Napalm führten zu großen Zerstörungen. Die Amerikaner maßen den Erfolg ihrer Abnutzungsstrategie in zweierlei Arten: durch „Körperzählen“(body count) der toten Feinde und die Tötungsrate. Zu Jahresende 1965 waren 184 000 U.S.-Soldaten in Südvietnam stationiert, es wurde das modernste computergestützte Kommunikations- und Informationssystem der Welt eingerichtet, Häfen, Flugplätze, Basen, Krankenhäuser und Nachschubdepots wurden aufgebaut.
Gleichzeitig mit dem Aufbau der amerikanischen Truppen stieg die Anzahl der nordvietnamesischen Soldaten, 5 000 kamen monatlich über den Ho-Chi-Minh-Pfad nach Südvietnam. 1966 befanden sich kommunistische Truppen in der Stärke von 200 000 Mann im Süden. Die PLAV/PAVN erlitt anfangs erhebliche Verluste, woraufhin Gereral Ngyuen Chi Tanh, der das Oberkommando im Süden hatte, die Kriegstaktik änderte. Um den Luftangriffen und der amerikanischen Überlegenheit standzuhalten, konzentrierten sich ihre Angriffe auf die ARVN, ihre Truppen waren meistens nicht stärker als 300-600 Mann. Ihre örtlichen Kenntnisse und unterirdischen Anlagen verhinderten einen Anstieg der anfänglich starken Verluste unter den Nordvietnamesen. Die ohnehin durch Korruption und Desertion geschwächte ARVN konnte ihre Aufgaben nicht wirklich erfüllen, die ARVN-Soldaten, die für die Sicherung von Straßen, Dörfern und Brücken verantwortlich waren, wurden nun zum Hauptangriffsziel der Kommunisten und der NLF. Somit mussten die Amerikaner die Sicherung der Bevölkerung übernehmen, was eine Aufstockung ihrer Truppen zur Folge hatte. Die kulturellen Unterschiede wurden zu einem großen Problem für die Amerikaner, sie konnten oft Bauern und Vietcong auseinander halten, jeder Vietnamese wurde zum Feind. Außerdem war wegen der ständig wechselnden Kampfgebiete für die hauptsächlich aus der Unterschicht stammenden Soldaten überall feindliches Gebiet, auch das Fehlen von genauen Zielen und dem Wissen um Fortschritt ließ sie an Sinn und Erfolg des Krieges zweifeln.
Die politische Führung unter den Generälen Thieu und
war genauso wie die Armee von Korruption gezeichnet und konnte sich nur mit Hilfe der Amerikaner an der Macht halten. Unterstützt wurde die Regierung von Katholiken und der wirtschaftlichen Führung, die in den Städten angesiedelt waren, die ländliche Bevölkerung war entweder auf Seiten der NLF oder versuchte, sich neutral zu verhalten.

Der Aufstand der Buddhisten
Im März 1966 führte die Entlassung General Ngyen Chan This, Kommandeur des Korps I, die fünf Provinzen an der Grenze zu Nordvietnam, durch General Ky zu Unruhen und Protesten, in den Städten Hue und Danang brach die öffentliche Ordnung zusammen. Die Aufstände wurden mit Hilfe der amerikanischen Truppen niedergeschlagen, es gab 180 Tote und 700 Verletzte. Mit den Buddhisten, die für den Aufstand verantwortlich waren, fiel die letzte Alternative zur Saigoner Regierung und zur NLF.
Der Krieg veränderte die vietnamesische Gesellschaft maßgeblich, Zwangsumsiedlungen vieler Bauern, Flüchtlingslager und die Flucht in die Städte führte zu einem starken Anstieg von Kriminalität, Prostitution und Drogenkonsum aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit, die Entfremdung, verursacht durch den Verlust von Tradition und gewohnter Umgebung, betraf vor allem Jugendliche unter zwanzig. Der Einfluss der Saigoner Regierung verstärkte sich nun auf größere Teile der Bevölkerung, sie unternahm nichts gegen den Flüchtlingsstrom.
In vielen Teilen des Landes brach die Wirtschaft zusammen, die Inflation stieg stark an und Amerika lieferte große Mengen an Nahrungsmitteln und Konsumgütern an Südvietnam, es entstand ein Schwarzmarkt, von dem viele Menschen abhängig waren. Viele Männer der Unterschicht gingen zum Militär, so vergrößerte sich das Heer stetig, 1965 um 150 000 Mann, die Gefahr, dass sich noch mehr Menschen der NLF anschlossen, wurde dadurch geringer. Doch schlechte Bezahlung, geringe Aufstiegschancen, wenig Ausbildung und fehlende Moral waren Ursache dafür, dass allein 1965 über 100 000 Soldaten desertierten. Die ARVN erlangte nie große Bedeutung, an offensiven Operationen beteiligte sie sich kaum, sie wirkte hauptsächlich auf Wirtschaft und Politik.


Die Offensive am vietnamesischen Neujahrstag
Am 31. Jänner ist das vietnamesische Neujahrsfest „Tet“. 1968 griffen trotz vereinbarter Waffenruhe 80 000 Guerillas viele Städte Südvietnams an, darunter auch Saigon und andere große Städte. Die NLF hoffte auf die Unterstützung der städtischen Bevölkerung und ein daraus resultierendes Ende des Regimes von Thieu und den Abzug der Amerikaner, wenigstens sollte die Offensive den Amerikanern zeigen, dass der Krieg noch lange nicht gewonnen war.
Nach dem Tod General Thans übernahm Vo Ngyen Giap die Befehlsgewalt über den Süden, um die Angriffe erfolgreich enden zu lassen, lenkte er die Aufmerksamkeit der Amerikaner und der ARVN auf eine von ihren wichtigen Basen, die am Ho-Chi-Minh-Pfad lag. Westmoreland rief Soldaten von allen Stützpunkten herbei, um sie verteidigen zu können und auf Geheiß Johnsons auf jeden Fall zu retten. Die Angriffe auf die Städte kamen für sie völlig unerwartet, auch wurde die NLF von amerikanischen Experten unterschätzt, die annahmen, dass sie nicht mehr die Mittel für ein so große Operation hätte, da sie in weiten Gebieten stark an Einfluss und Kontrolle verloren hatte. Doch anders als man sich im Norden erhofft hatte wurden die Guerillas kaum von der Bevölkerung unterstützt, die NLF musste sich nach wenigen Tagen zurückziehen, tausende ihrer Männer starben und sie verlor ihre Führungsrolle im Süden, die regulären nordvietnamesischen Streitkräfte übernahmen nun den Krieg.
Durch diese Offensive, die für die politische und militärische Führung in Washington überraschend kam, verlor Johnson endgültig seine Glaubwürdigkeit, seine Desinformationspolitik, die er in den Jahren zuvor betrieben hatte, wurde offensichtlich. Große Teile der Bevölkerung stellten sich auf die Seite der Kriegsgegner, die Bilder der zerstörten Städte, die in den Zeitungen zu sehen waren, zeigten deutlich, dass die Amerikaner nicht kurz vor einem Sieg standen, sondern sich eher in einer defensiven Position befanden und keineswegs von den südvietnamesischen Streitkräften geschützt werden konnten. Johnsons Versuche, die Offensive zu beschönigen und zu verharmlosen, konnten die Menschen nicht mehr beeinflussen.
General Westmoreland plante den Krieg mit mehr Angriffen auf nordvietnamesische Rückzugsgebiete nahe des Ho-Chi-Minh-Pfades und Basen in der entmilitarisierten Zone weiterzuführen und forderte weitere Truppen. General Wheeler, Westmoreland und andere einigten sich auf 206 000 Mann, was den Präsidenten dazu gezwungen hätte, die Reservisten einzuberufen und somit die Vereinigten Staaten in den Kriegszustand zu versetzen, doch für sie war offensichtlich, dass der Krieg nicht anders zu gewinnen sei. Der Präsident kam ihren Forderungen nicht nach, Clark M. Clifford, neuer Verteidigungsminister nach Mc Namara,
stellte einen Krisenstab zusammen und entschied sich für weitere 22 000 Soldaten und die Einleitung der „De-Amerikanisierung“ des Krieges - die ARVN sollte den Krieg übernehmen während sich die Amerikaner zurückziehen und defensive Aufgaben übernehmen.
Ende März 1968 verkündete Johnson, nicht mehr für die kommenden Präsidentschaftswahlen zu kandidieren, außerdem bot er der nordvietnamesischen Regierung ein Ende der Luftoffensive an, wenn sie zu Gesprächen bereit wären. Die Führung in Hanoi ging darauf ein, wenige Wochen später begannen Friedensgespräche in Paris.
Nachdem General Westmorelands Strategie erfolglos war, übernahm General Creighton Abrams sein Amt. Unter ihm wurden wichtige Veränderungen vorgenommen:
das Phoenix-Programm: die Truppen wurden in kleinere Gruppen unterteilt, die eigens für den Guerillakrieg ausgebildet wurden, sie waren sehr erfolgreich
das Beschleunigte Pazifizierungsprogramm: zur besseren Kontrolle des Landes
das Revolutionäre Entwicklungsprogramm: ähnelt der Taktik der NLF, kleine Gruppen von Vietnamesen sollten in Dörfern mit den Bewohnern zusammenarbeiten und sie so auf die Seite des Regimes bringen und für Sicherheit sorgen.
Außerdem wurden die Luftangriffe auf Ziele in Südvietnam verstärkt und die ARVN mit modernen Waffen ausgestattet, ihre Truppenstärke wurde auf 800 000 Mann erhöht.

Nixon und die Vietnamisierung
1968 gewann Richard Nixon die Wahl zum Präsidenten, sein Sicherheitsberater wurde Henry Kissinger. Die „Nixon-Doktrin“ bestimmte auch die Politik in Vietnam, Nixon leitete die Vietnamisierung des Krieges ein. Nach und nach sollten die amerikanischen Truppen abgezogen werden, die ARVN nochmals vergrößert und besser ausgerüstet. Sie sollte den Angriffen aus dem Norden zumindest solange standhalten, dass niemand die USA für die Niederlage verantwortlich machen konnte. Trotzdem startete Nixon noch einen letzten Versuch den Krieg für sich zu entscheiden, mit seiner „Theorie des Verrückten“ wollte er Druck auf Nordvietnam ausüben, um sie zu einem Abzug ihrer Truppen aus dem Süden zu bewegen. Er ließ die nordvietnamesischen Rückzugsgebiete in Kambodscha monatelang stark bombardieren, gleichzeitig stellte er ihnen ein Ultimatum: Nordvietnamesen und Amerikaner sollten Südvietnam verlassen, die politische Entwicklung sollte in Verhandlungen zwischen Nord- und Südvietnam geklärt werden. Würden sie nicht darauf eingehen, müssten sie mit härteren Maßnahmen rechnen. Die Möglichkeiten waren eine Verminung des Hafens von Haiphong, weitere Bombardierungen oder eine Bodeninvasion bis hin zu einem Einsatz von Atomwaffen. Doch Nordvietnam ging nicht auf die Forderungen ein, ein Ende des Krieges war also nicht in absehbarer Zeit wahrscheinlich. In den USA fand Nixons Vietnampolitik große Zustimmung, außerdem ordnete er den Abzug von 25 000 Soldaten aus Vietnam an. Im Rahmen der Vietnamisierung wurde die ARVN nochmals vergrößert auf über eine Million Soldaten, die Luftwaffe wurde aufgerüstet, die Armee erhielt große Mengen an modernen Waffen sowie Fahrzeugen und Helikoptern, die Ausbildungs- und Pazifizierungsprogramme wurde ausgeweitet und verbessert, eine Landreform wurde durchgeführt und weite Teile des Landes waren unter südvietnamesischer Kontrolle, die Gebiete waren relativ sicher. Doch die Verwaltung war weiterhin korrupt und konnte nicht effektiv arbeiten, die Desertionsrate unter den Soldaten war immer noch hoch, die Bevölkerung konnte nicht auf die Seite der Saigoner Regierung gezogen werden, die meisten verhielten sich weiterhin neutral.

Die Invasion Kambodschas
Im Mai 1970 marschierten 31 000 amerikanische und 43 000 vietnamesische Soldaten in Kambodscha ein, Waffenlager und Bunker in den Rückzugsgebieten wurden zerstört, 2 000 Guerillas getötet, die Nordvietnamesen flüchteten ins Landesinnere.




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