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Walter Eucken - Referat



Walter Eucken

In diesem Referat werde ich über das Leben und die Werke von Walter Eucken berichten. Eucken war ein deutscher Ökonom, der u. a. wesentliche Grundlagen der Sozialen Marktwirtschaft schuf.

Zunächst eine kurze Betrachtung seiner Biografie.

Walter Eucken wurde am 17. Januar 1891 in Jena geboren. Vater Rudolf war Philosoph und Literaturpreisträger, Mutter Irene Malerin. Walters älterer Bruder Arnold war als Physikochemiker tätig.

Walter Eucken studierte in Bonn, Kiel und Jena. In Kiel schloss er sich dem Corps Saxonia (Vereinigung von Studenten) an. 1919 arbeitete er als Assistent von Hermann Schumacher an der Universität Berlin und gleichzeitig als Redaktionssekretär von „Schmollers Jahrbuch“ (Zeitschrift für Wirtschaft- & Sozialwissenschaften).

1920 heiratete Walter Eucken die jüdischstämmige Schriftstellerin Edith Erdsiek.
Im Jahr 1921 folgte die Habilitation (ist eine Hochschulprüfung, mit der im Rahmen eines akademischen Prüfungsverfahrens die Lehrbefähigung in einem wissenschaftlichen Fach festgestellt wird.) an der Universität Berlin mit einer Arbeit über „Die Stickstoffversorgung der Welt“:

Von 1921 bis 1925 war Eucken Privatdozent an der Universität Berlin und erhielt 1925 eine Professur in Tübingen. Ab 1927 bis zu seinem Tode im Jahre 1950 arbeitete er an der Albert-Ludwig-Universität Freiburg. Er starb an einem Herzanfall während einer Vortragsreise zur London School of Economics.

Anfang der 1930er Jahre gründete Eucken gemeinsam mit den Juristen Franz Böhm und Hans Großmann-Doerth die so genannte Freiburger Schule. Nach 1933, also nach der Machtergreifung Hitlers, wurde an der Freiburger Uni unter dem Rektor Martin Heidegger eine nationalsozialistische Universitätsverfassung eingeführt. Zugleich begann die Judenverfolgung im Wissenschaftsbetrieb.

Walter Eucken bezog offen eine konträre Stellung und war konsequenter Gegner des NS-Anhängers Heidegger. Euckens Frau und deren Familie wurden wegen ihrer jüdischen Herkunft bedroht. Trotzdem hielt er eine Vorlesungsreihe für die Freiheit des Denkens mit dem Titel „Der Kampf der Wissenschaft“

Eucken wurde mehrfach von der Gestapo verhört, jedoch nicht verhaftet. Mehrere seiner Freunde aus dem Freiburger Kreis wurden dagegen bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges inhaftiert.

Nach dem Ende der Nazi-Herrschaft war Euckens wirtschaftspolitisches Denken sehr gefragt. Es kam gewissermaßen seine große Stunde. Er beriet die französische und die US-amerikanische Militärregierung sowie die erste Regierung der Bundesrepublik. Im Mittelpunkt standen dabei wirtschaftspolitische Konzepte zur Ablösung der Planwirtschaft.



Eine Reihe wichtiger Vorstellungen, die Eucken gemeinsam mit anderen Ökonomen vertrat, wurden in der Bundesrepublik tatsächlich umgesetzt (z.B. zur Konzeption der Geldpolitik und der Währungsreform). In der heutigen ökonomischen Theorie Deutschlands sowie anderer bedeutender westeuropäischer Staaten spielen seine Ideen allerdings nur noch eine untergeordnete Rolle.




Im zweiten Teil meines Referates nenne ich die wichtigsten Werke Walter Euckens und versuche, deren Inhalte in Kurzform zu erläutern.



Als Hauptwerke des Ökonomen Eucken gelten:



- die „Kritische Betrachtung zum deutschen Geldproblem“ aus dem Jahr 1923

- „Das Übertragungsproblem. Ein Beitrag zur Theorie des internationalen Handels“;
ein Aufsatz aus dem Jahr 1925)

- „Kapitaltheoretische Untersuchungen“ aus dem Jahr 1934

- „Ordnung der Wirtschaft“; von Eucken gemeinsam mit den Juristen Franz Böhm und Hans Großmann-Doerth verfasst

- „Grundlagen der Nationalökonomie“ (1940)

- „Grundsätze der Wirtschaftspolitik“ (erschienen 1952, nach seinem Tod)



In seinem Buch „Grundsätze der Wirtschaftspolitik“ beschäftigt sich Walter Eucken vorrangig mit der Frage, wie eine moderne Industriewirtschaft mit einer funktionsfähigen und menschenwürdigen Ordnung versehen werden kann. In der klassischen Nationalökonomie, bei der der Staat nicht in die Wirtschaft eingreift, sondern lediglich eine Beobachterrolle einnimmt, erkannte Eucken den Hang zur Monopolbildung. Diese extrem liberale Form der Wirtschaftspolitik führte zwar einerseits zu einer schnellen wirtschaftlichen Aufwärtsentwicklung, führte aber andererseits auch zu Wirtschaftskrisen und zur Ausbeutung und Verelendung der Arbeiter.

Eucken erkannte die grundsätzlichen Erfolge dieser auch als Laissez-faire-Kapitalismus bezeichneten Wirtschaftsform zwar an, übte jedoch vor allem heftige Kritik an den schlechten Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt. Anders als beispielsweise Karl Marx sah Eucken nicht die Entfremdung der Arbeiter und deren fehlender Besitz an den Produktionsfaktoren als Hauptgrund für diese Fehlentwicklungen an, sondern die Monopol-
Bildung auf der Arbeitsnachfrageseite.


Walter Eucken vertrat die Meinung, dass bei diesen Missständen Gewerkschaften und Arbeitsvermittlungen helfen könnten, die Marktmacht auf der Nachfrageseite zu verringern. Eucken ging dabei im Gegensatz zu den Ökonomen der klassischen Nationalökonomie nicht von einer vollständigen Funktionsfähigkeit der Märkte und damit des Preismechanismus aus.

Bei der Untersuchung der Problematik einer Zentralverwaltungswirtschaft (auch als zentrale Planwirtschaft bekannt) kam Eucken zu dem Schluss, dass damit das Beschäftigungsproblem zwar gelöst, eine sinnvolle Beschäftigung für alle jedoch nicht erreicht werden könne. Außerdem betrachtete er es als nicht möglich, innerhalb einer Zentralverwaltungswirtschaft die Investitionen zweckdienlich und unter Ausschaltung des Preismechanismus zu steuern.

Eucken betrachte die kapitalistische Wettbewerbsordnung auf der einen sowie die Zentral-
verwaltungswirtschaft auf der anderen Seite als die beiden Pole des ökonomischen Kosmos.

Nach seiner Einschätzung hatte es der Sozialismus (=zentrale Planwirtschaft) geschafft, die Vollbeschäftigung zu sichern. Das allerdings auf Kosten einer sehr schlechten Versorgung der Bevölkerung. Der Kapitalismus (=soziale Marktwirtschaft) hingegen hatte sich als äußerst produktiv und wachstumsstark erwiesen, dabei allerdings eine ständig steigende Arbeitslosig-
keit mit sich gebracht.

Wie zutreffend diese These Walter Euckens ist, erkennt
man recht deutlich, wenn man einmal die ehemalige DDR mit der BRD vergleicht.


DDR = Sozialismus = zentrale Planwirtschaft = keine Arbeitslosen, also Vollbeschäftigung (allerdings mit sehr vielen überflüssigen, nicht sinnvollen Beschäftigungen) = schlechte Versorgung der Menschen, vor allem mit hochwertigen Konsumgütern wie Autos, Unterhaltungselektronik, Textilien, aber auch mit Dingen wie Südfrüchte usw.

BRD = Kapitalismus = soziale Marktwirtschaft = leistungsstarke Industrie, hohe Wachstums-
raten in der Wirtschaft = Überangebot an Produkten jeder Art, üppig gefüllte Geschäfte = große Anzahl an Arbeitslosen (die das Angebot nicht nutzen können, weil ihnen hierfür die Kaufkraft, also das Geld fehlt).


Letztendlich favorisierte Walter Eucken trotz allem ein marktwirtschaftliches System. In der dort herrschenden vollständigen Konkurrenz sah er eine stabilisierende Wirkung. Dabei war für ihn ein stabiler, von der Politik - also vom Staat - vorgegebener Ordnungsrahmen sehr wichtig, der jedoch nicht in einen Interventionismus, also eine Einmischung des Staates, münden durfte.


Beispiele für staatliche Interventionen in wirtschaftliche Prozesse sind u. a. die Einführung von Mindestlöhnen, das Erheben von Steuern, die Gewährung von direkten oder indirekten Subventionen oder der staatliche Protektionismus. Letzterer beinhaltet staatliche Maßnahmen, die in erster Linie dazu dienen, die einheimische Wirtschaft vor der ausländischen Konkurrenz zu schützen.



Eucken bezeichnete all diese Maßnahmen als nicht förderlich für ein funktionierendes marktwirtschaftliches System. Er stellte die folgenden Prinzipien auf, nach denen seiner Meinung nach die Wettbewerbsordnung gestaltet werden sollte:


1. konstituierende Prinzipien

funktionsfähiges Preissystem vollständiger Konkurrenz, offene Märkte,
Privateigentum, Vertragsfreiheit, Stabilität der Währung


2. regulierende Prinzipien

Monopolaufsicht, Umverteilung, Korrektur der Wirtschaftsrechnung, Auffangen anormaler Angebotsreaktionen



Aus heutiger Sicht ist es nahezu unmöglich, auf sämtlichen Märkten eine vollständige Konkurrenz zu bewahren. Der Wettbewerb regelt sich vielmehr als ein Prozess zwischen Vorsprung und Verfolgungsjagd. Wenn beispielsweise ein Unternehmen seine Produkte verbessert, die Kosten senkt, neue Produktionsverfahren einführt usw., dann erzielt dieses Unternehmen vorübergehend einen gewissen Vorsprung gegenüber seinen Konkurrenten und kann somit auch den Preis innerhalb seines Marktes bestimmen.

Die anderen Unternehmen schauen dem natürlich nicht tatenlos zu. Sie versuchen, die Methoden des neuen Marktführers nachzuahmen oder noch zu verbessern. So entsteht also ein Aufhol- und Nachahmungseffekt, der früher oder später dazu führt, dass der Vorsprung des Spitzenunternehmens von den anderen wieder aufgeholt wird und so ein neues Gleichgewicht unter den Konkurrenten entsteht.


Diese sieben konstituierenden und vier regulierenden Prinzipien sind nach Euckens Theorie die ordnungsökonomische Grundlage der modernen Wirtschaftswissenschaft. Er sieht dabei die Wirtschaftsordnung nicht unabhängig von der Rechts- und Gesellschaftsordnung, sondern geht von einer „Interdependenz der Ordnungen“ aus, also von einer gegenseitigen oder wechselseitigen Abhängigkeit. Eucken benennt dabei insbesondere die gesellschaftliche Ordnung, die wirtschaftliche Ordnung und die politische Ordnung.

Für Eucken sind die Freiheit des Individuums, eine gewaltenteilende Demokratie sowie eine Wettbewerbswirtschaft aufeinander angewiesen und nur gemeinsam realisierbar. Überall dort, wo es zur Konzentration von Macht kommt - also in Kartellen, Monopolen und ähnlichen Strukturen, aber auch in Zentralverwaltungsstrukturen -, ist die Freiheit des Individuums laut Eucken gefährdet. In solchen Strukturen ist eine demokratische Kontrolle weitestgehend nicht möglich.

Umgekehrt, so Euckens Theorie, kann wirtschaftliche Freiheit auf Dauer nur dort bestehen, wo auch politische Freiheit sowie eine demokratische Kontrolle des Staates besteht. Völlig ausgeschlossen ist dies beispielsweise in Diktaturen.


Zum Abschluss meiner kurzen Ausführungen über die Theorien Walter Euckens zu den „Grundlagen der Nationalökonomie“ sowie den „Grundsätzen der Wirtschaftspolitik“ möchte ich die wichtigsten Punkte in einigen knappen Schlagzeilen noch einmal zusammenfassen.



• Überwindung der theorieabgewandten sogenannten Historischen Schule und Befürworter der theoretischen Forschung zur Erklärung der wirtschaftlichen Wirklichkeit

• widerlegt die Zahlungsbilanztheorie der „Historischen Schule“ und erkennt Defizite der öffentlichen Haushalte sowie künstlich niedrig gehaltene Zinssätze als Ursache für die Inflation in Deutschland nach dem 1. Weltkrieg


• fordert, dass Nationalökonomie sich mit der Gestaltung der Wirtschaftsordnung beschäftigt und ihre Stellung zur Wirtschaftspolitik klärt

• entwirft eine Theorie der Ordnungsformen der Wirtschaft und trennt diese scharf vom Ablauf der Wirtschaft


• tritt konsequent für die Marktordnung und weitgehende Förderung vollständiger Konkurrenz durch staatliche Wettbewerbspolitik sowie für die Beschränkung des Einflusses wirtschaftlicher Machtgruppen ein

• fordert, dass der Staat keine wirtschaftliche Macht haben darf, sondern nur den Rahmen vorgeben muss, innerhalb dessen Individuen frei entscheiden können


• beeinflusste die Begründung der Sozialen Marktwirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland, die jedoch nur zum Teil nach seinen Ideen realisiert wurde


Zum Schluss ein Zitat von Walter Eucken:

„Es sind also nicht die sogenannten Missbräuche wirtschaftlicher Macht zu bekämpfen, sondern wirtschaftliche Macht selbst.“




Quellenverzeichnis

• www.wikipedia.de
• http://www.walter-eucken-institut.de
• www.eucken.org



Dieses Referat wurde eingesandt vom User: Das_Keksl



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