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Werther, ein Künstler? - Referat



-Erfüllt das Programm des Sturm und Drang unvollkommen:
→ Schöpferische Potenz
→ Kreativität
welches ein Genie auszeichnet, tritt bei ihm in den Hintergrund.
-24.Juli 1771 schreibt er, dass er seine Empfindungen nicht in einem Kunstwerk bündeln kann
-Der Überreichtum seiner seelischen Eindrücke verhindert die künstlerische Umsetzung seiner Phantasien → Er ist hilflos.
-Werther glaubt, und dies grenzt schon an Verzweiflung, ironischerweise dass er, wenn er „Ton oder Wachs hätte“ vielleicht etwas zustande bringen würde.
-Er ist ohne Zweifel ein Dilettant → wird deutlich, als er versucht Lottes Porträt 3x zu zeichnen, aber jedes mal scheiterte.
-Es gelingt ihm letztendlich ihren „Schattenriss“ zu zeichnen, was allerdings keine große Kunst ist.
-Gibt letztlich das Zeichnen und Malen auf.
-Er ist bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Herausgeber die Briefer dokumentiert, ein genialer Briefschreiber. Hier trifft er den Ton und die Sprache, die von Stürmern und Drängern emphatisch gelobt werden.
-Neu an dem Stil ist, dass es Werther mit ihm gelingt, die Intensität seiner seiner Gefühle authentisch zu artikulieren. Die Form des Briefs kommt ihm hier entgegen. Der Leser wird zum intimen Kommunikationspartner, der sich direkt und unmittelbar angesprochen fühlt. Kein auktorialer Erzähler greift moralisierend ein und bewertet das Verhalten Werthers, dies bleibt jedem einzelnen Leser überlassen.
-Er akzeptiert die Regeln der aufgeklärten Literatur nicht: Inversionen, also die Umkehrung der üblichen Satzstellung, sind verpönt. In seinen Briefen gibt es jedoch recht häufig Inversionen.
-Beschreibt die Natur sehr leidenschaftlich
-Leidenschaftliche Sprache erreicht im Abschiedsbrief den Höhepunkt (S.143). Ausrufe und Gedankenstriche spiegeln Werthers Aufgewühltheit authentisch wider.
-Seine literarische Tätigkeit kommt ins Stocken.
-Stellt am 3. November 1772 fest, dass er kaum noch in der Lage ist, zusammenhängend zu schreiben. (S.103) → Kann noch ein paar letzte Briefe schreiben, dann versiegt seine Kraft.

Werther und die Malerei
Am Anfang seiner Reise, als Werther die Einsamkeit am intensivsten verspürt und diese als "köstlichen Balsam für sein Herz" (4. Mai, S.6 Z.10) bezeichnet, ist er völlig von der Schönheit der Natur verzaubert. Im Brief vom 10. Mai beschreibt er , wie er die Natur sieht, er verwendet dabei Wörter, die die Natur verniedlichen, wie z.B. Gräschen, Mückchen etc. Dadurch, daß er so von der Natur eingenommen ist, schreibt er seinem Freund Wilhelm "Ich könnte jetzt nicht zeichnen, nicht einen Strich, und bin nie ein größerer Maler gewesen als in diesen Augenblicken" (S.6 Z.34-36). Werther will damit sagen, daß er durch sein Gefühlsreichtum zum Künstler wird (vgl. auch "Emilia Galotti"). Am Ende dieses Briefes schreibt er jedoch, daß er unter der Gewalt der Herrlichkeit dieser Erscheinungen erliegen und darüber zugrunde gehen würde (S.7, Z.13f).
In seinem Brief vom 26. Mai erzählt Werther seinem Freund, wie er ein Bild von zwei Knaben gezeichnet hat. Diese plötzliche Änderung Werthers, die zur Folge hat, daß er "eine wohl geordnete, sehr interessante Zeichnung" fertigen konnte (S.12 Z.11f), läßt sich dadurch erklären, daß er sich in der Zwischenzeit etwas von der Natur gelöst und mehr mit den Menschen in seiner Umgebung beschäftigt hat. Seine geglückte Zeichnung der zwei Knaben und einiger Gegenstände der Umgebung, wie z.B. eines Zauns und eines Wagenrades, bestärkt ihn in seinem Entschluß, sich
jetzt völlig der Natur zuzuwenden. Für ihn ist die Natur die Grundlage für die Kunst und den Künstler. Werther behauptet, daß man nur, wenn man sich ganz der Kunst und somit der Natur widmet, ein wahrer Künstler sein kann. Diese Aussage begründet er mit einem Gleichnis über die Liebe eines jungen Mannes zu seiner Frau. Auch hier kann der junge Mann nur ein wahrer "Liebender" sein, wenn er all seine Zeit seinem Mädchen widmet.

Seit dem Brief vom 16. Juni, in dem er von seiner Bekanntschaft mit Lotte erzählt, entfernt er sich jedoch immer mehr von der Malerei und der Natur und interessiert sich fast nur noch für Lotte und ihre Geschwister. Dadurch, daß er sich nur noch mit Lotte beschäftigt, schafft er es nicht sie zu porträtieren, was er im Brief vom 24. Juli (S.34) gegenüber Wilhelm auch zugibt. Er hat sich auch in diesem Fall wieder zu sehr in eine bestimmte Sache vertieft und ist daher nicht mehr imstande, zu malen. Werther ist jetzt eher in der Lage des jungen Mannes aus dem Gleichnis (26. Mai, S.12, Z.24ff) und schenkt Lotte seine volle Aufmerksamkeit.

Zusammenfassung Malerei
In mehreren Briefen Werthers, die die Malerei betreffen, teilt er Wilhelm mit, daß er die Dinge, die er mit dem Auge wahrnimmt, nicht auf die Bilder übertragen kann, da er zu sehr von seinen Gefühlen geleitet ist. Dieses Phänomen, das ihn, seiner Meinung nach, erst zum Künstler macht, tritt erst in jener Phase auf, in welcher er ganz von der Natur bzw. Lotte eingenommen ist. Zeitweise jedoch (26. Mai) ist Werther nicht mehr so sehr von diesen Gefühlen gebannt und somit in der Lage, sich ganz auf seine Malerei zu konzentrieren. Dieser Zustand ändert sich allerdings wieder, als er Lotte porträtieren will, und ihm dies aufgrund seiner Liebe zu ihr, die ihn, wie schon bei der Natur, zu sehr überwältigt, nicht gelingt. Als Schlußfolgerung dessen ist zu erkenne, daß Werther der nötige kritische Abstand zwischen Malerei und Gefühlswelt fehlt. Er läßt sich zu sehr von seinen Gefühlen leiten und kann deshalb diese nicht aufs Bild übertragen.




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